Bei einer Rucksacktour mit dem Interrailticket durch Europa vor 10 Jahren, bereiste ich mit zwei Freunden den Südlichen und Östlichen Teil Europas. Damals sagten wir uns, dass wir den Norden auch eines Tages noch bereisen und uns zusammen das Nordkap anschauen wollen.
Dieses Vorhaben sollte dann leider erst mal in Vergessenheit geraten.
Acht Jahre nach der Reise griffen ich und einer dieser Freunde das Vorhaben wieder auf, aber mit dem Zug zu reisen stand nun nicht mehr zur Auswahl. Ein geeignetes Gefährt musste her.
Die Suche nach einem geeigneten Fahrzeug
Gesagt, getan. Die Idee einen alten VW-Caddy mit einer Matratze auszustatten, wurde schnell wieder verworfen. Etwas anderes mit mehr Geländegängigkeit, Seilwinde, großen Reifen und verstärktem Fahrgestell sollte es sein. Nicht das wir das für unseren Trip bräuchten, aber wenn man sich erst mal vorgenommen hat ein Offroad- Fahrzeug umzubauen, neigt man dazu extrem zu werden 🙂
In Zukunft haben wir noch andere Touren geplant, bei denen ein solches Gefährt nötig sein könnte. Relativ zeitnah “schossen“ wir uns auf einen Defender von Land Rover ein und begaben uns auf die Suche nach einem nicht zu teuren, aber vom Zustand guten Modell. Nach einiger Zeit des Suchens hatten wir ihn endlich gefunden und direkt gekauft.
Land Rover Defender
weitere Bilder folgen in einem separaten Beitrag zum kompletten Ausbau!
Reisebeginn
Der Reisebeginn war für Mitte September 2020 angesetzt, da man in den darauffolgenden Wochen sehr gute Chancen haben sollte, im Norden Norwegens Polarlichter zu beobachten. Anfangs stand die Reise aber scheinbar unter keinem guten Stern. Die Covid19 Pandemie hatte/hat das Land im Griff und der Umbau des Autos zog sich immer mehr in die Länge, da wir alles in Eigenregie machten.
Nach mehreren Telefonaten mit der norwegischen Regierung, standen unsere Einreisebedingungen fest. Es ist ratsam sich im Vorhinein unter autopass.no mit seinem Fahrzeug und dem Kennzeichen anzumelden. Alle ausländischen Fahrzeuge müssen die Euro-Klasse des Fahrzeugs und den Kraftstofftyp registrieren, damit die Mautgesellschaften entsprechend der Umweltklasse die Abbuchungen korrekt vornehmen können. Erfolgt keine Anmeldung, wird der höchste Satz innerhalb der Tarifgruppe 1 oder 2 berechnet, somit spart man bei einer Registrierung noch ein paar Euros. Die Rechnung für Mautstraßen und Fährverbindungen erhält man dann einige Zeit nach dem Ende der Reise. Die Kosten waren erstaunlicherweise sehr überschaubar.
Die Fähre und die Wohnung, welche wir für die ersten zehn Tage der Quarantäne brauchten, war gebucht. Als das Auto tatsächlich einen Tag vor Abreise fertig war, konnte es endlich am 12.09.2020 los gehen.
In der ersten Nacht sind wir von Zuhause aus, bis in die Mitte von Dänemark gefahren, damit wir entspannt am nächsten Morgen die Fähre von Hirtshals nach Kristiansand erreichen konnten.
Entspannte Quarantäne im Oltedal
Die ersten zehn Tage verbrachten wir, wie oben schon erwähnt, in einer Wohnung in Oltedal, 100 Kilometer östlich von Stavanger. Diese war sehr schön und hatte alles an Ausstattung was man braucht. Wer auch mal dort hin möchte, kann sich hier https://oltedal.hpage.com/willkommen.html informieren.
Die Quarantäne entpuppte sich als recht entspannt, da wir uns “frei“ bewegen konnten. Wir haben uns in den ersten Tagen nur in der Umgebung aufgehalten und hauptsächlich geangelt und uns von dem Termindruck der letzten Wochen erholt. Grundsätzlich kann jeder auch ohne Angelschein angeln, allerdings nur im Meer (Fjord) und nicht an Süßwassergewässern. Jedoch sollte man sich im Vorfeld über die geltenden Bestimmungen wie Mindestmaße und Schonzeiten informieren. ( https://www.simfisch.de/fisch-mindestmasse-norwegen/ )
Die Gegend um Oltedal ist wunderschön und die Reise lohnt sich selbst für einen “normalen“ zweiwöchigen Urlaub. Es gibt jede Menge Angel- und Wandermöglichkeiten.
Es geht endlich weiter…
Am 22.09.2020 freuten wir uns dann auf die Weiterfahrt.
Nach der letzten Henkersmahlzeit mit Rührei, Speck und Bohnen, sind wir los gefahren. Wie sich herausstellen sollte, eine der wenigen warmen Mahlzeiten in den nächsten Tagen.
Da eine App (Aurora) versprach, dass das kommende Wochenende beste Voraussetzungen zum Sichten von Nordlichtern lieferte, hatten wir die nächsten Tage sehr viel Strecke, bis teilweise spät in die Nacht zurückgelegt, um schnellstmöglich in den Norden zu kommen.
Am ersten Tag der Fahrt waren wir somit schon bis hinter den Hardanger Fjord gekommen (gute 300 Kilometer).
Auf dem Weg besichtigten wir den Langfossen und Latefossen, zwei sehr beeindruckende Wasserfälle. Wir durchfuhren den längsten Straßentunnel der Welt, mit 24,5 Kilometer, welcher stellenweise mit Partybeleuchtung und sogar mehrere Kreisel mit abzweigenden Straßen ausgestattet war.
Um das Ganze noch etwas angenehmer zu machen, hatte ich noch ein Baumwolle/Seide – Inlett der Firma Sea to Summit dabei. Dieses ist besonders bei längeren Reisen sehr gut, da man es auch schnell mal waschen kann, es schnell trocknet und es sich obendrein noch sehr angenehm auf der Haut anfühlt.
Jedermannsrecht und die Realität
Um die Halte- bzw. Übernachtungsmöglichkeiten finden zu können, benutzten wir die Park4night – App. Diese zeigt Park-, Rast- und Campingplätze an und angemeldete Nutzer können kurze Bewertungen und neue Plätze hinzufügen.
Wir hatten uns das Wild-Camping mit dem Land Rover allerdings anders vorgestellt, da wir dachten, wir können einfach, zum Beispiel in den Wald fahren, unser Lager aufschlagen und dort übernachten. In der Realität sah es leider so aus, dass man nur auf ausgewiesenen Park- und Rastplätzen mit dem Fahrzeug campen durfte.
https://www.visitnorway.de/reiseplanung/reisetipps/jedermannsrecht/
Da es in den Nächten durch die fallenden Temperaturen sehr feucht wurde, beschlossen wir, die weitere Reise im Auto und nicht im Dachzelt zu schlafen, da dieses nie die Gelegenheit haben würde zu trocknen und wir es jeden Tag aufs Neue wieder feucht einpacken müssten.
Die Fahrt führte uns weiter über den Bergpass (Oevre Ardal, Fortun), auf dem immer noch Schnee lag. Diese Möglichkeit nutzten wir für ein ausgiebiges Sonnenbad.
Willkommen am nördlichen Polarkreis
Bereits am 24.09.2020 passierten wir den nördlichen Polarkreis mit Schneeregen. In der Nacht bekamen wir die ersten Nordlichter zu sehen. Dieses überwältigende Schauspiel sollte sich die nächsten fünf Tage immer intensiver werdend wiederholen.
An diesem Tag gab das Hecktürschloss den Geist auf. Durch diesen Eingang sind wir immer in den Schlafbereich geklettert und die Hecktür versperrte jetzt den Weg zu sämtlichen Kochutensilien. Ein geschnittenes Brot konnte noch scheibenweise durch einen Spalt gefischt werden.
Am nächsten Morgen kamen wir in ( https://goo.gl/maps/2vgZARvqc22c9GmM7 ) an einem Sami-Shop (die Samen sind ein indigenes Volk Nord-Skandinaviens und Teilen Russlands) vorbei, wo wir uns mit Elch- und Rentierwurst eindeckten.
Am darauffolgenden Tag erreichten wir schon das Nordkap. Dadurch, dass wir außerhalb der Saison und in der Pandemie-Zeit dort waren, hatten wir das große Glück fast alleine zu sein. Im Schnitt hat das Nordkap am Tag ca. 6000 Besucher. Wir waren mit etwa zehn anderen Personen dort und konnten einige schöne Fotos von dem menschenleeren “Nordkappglobus“ machen.
Basti
instagram.com/bachstuhl/
Einfach den Rucksack und die Wanderschuhe schnappen und los… raus in die Natur. Ob mit dem Zelt im Urlaub, bei Wandertouren oder beim Angeln, genieße ich das draußen sein. Pauschalreisen und Hotels waren noch nie was für mich. Morgens im Zelt aufzuwachen, den Wind in den Bäumen und das Meeresrauschen zu hören, ist das größte für mich.
Paul
...
Wann immer möglich draußen unterwegs. Am liebsten in den Mehrseillängen und Klettersteigen Europas, zum Angeln oder einfach mit Karte und Kompass durch die Pampa.
Freut mich, dass dir unser Bericht gefällt und liebe Grüße zurück nach Berlin!
Klasse Tour, schöne Aufnahmen und der Defender macht schon echt neidisch. Norwegen steht auch noch ganz oben auf unserer Liste. Grüße aus Berlin!
Wow, eine tolle Reise und ein sehr interessanter Reisebericht. Hoffentlich gibt es auf dem Weg auch ein Jeep Autohaus. Für so eine lange Reise wäre es von Vorteil, falls es mit dem Auto einen Defekt gibt…
Tolle Tour. Beneidenswert, dass Ihr so viel Zeit dafür hattet!
Ganz toller Bericht und wirklich beeindruckende Fotos. Danke für diesen lebendigen Eindruck von eurer Reise, ich wünsche euch noch viele weitere inspirative und entspannende tipps mit dem wowtomobil. Der defender ist einfach großartig geworden. Bin immernoch sehr auf das dachzelt gespannt. Ganz liebe Grüße
Sooo schön! Da bekommt man Lust auf diese bezaubernd schöne Natur!
Bin gespannt , wie es weiter geht!