Der höchste Berg Afrikas
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Seit über 34 Jahren lebe ich mit Diabetes, und die Besteigung des Kilimanjaro war für mich mehr als nur ein Abenteuer – es war ein echter Lebenstraum, der in Erfüllung gehen sollte. Die Vorbereitung fand bei uns im malerischen Allgäu statt, wo ich in vier Monaten unglaubliche 26.000 Höhenmeter erklomm, Schritt für Schritt, Gipfel für Gipfel. Diese intensive Vorbereitung füllte mich mit Vorfreude und einem unbändigen Abenteuergeist.

Anreise nach Tansania

Schon die Ankunft in Tansania war ein Erlebnis für sich. Nach etwa 17 Stunden Flug landete ich endlich am Kilimanjaro Airport. Die warme afrikanische Sonne begrüßte mich freundlich, und ich traf Richard, meinen Hauptguide. Ein herzliches Lächeln und ein kräftiger Händedruck – Richard strahlte die Ruhe und Erfahrung aus, die man nur durch zahlreiche Besteigungen gewinnt. Er arbeitet seit Jahren für Extrek und hat zusammen mit Thomas Lämmle eine gemeinnützige Organisation gegründet, die unter anderem Besteigungen des höchsten Berges Afrikas ermöglicht.

Richard ist ein echter Profi – der Kilimanjaro ist für ihn fast wie ein zweites Zuhause. Unzählige Male hat er den Gipfel erreicht, genau da, wo ich auch hinwollte. Sein Wissen und seine Gelassenheit gaben mir sofort ein gutes Gefühl.

Akklimatisierung am Mount Meru

Unser Plan sah eine Akklimatisierung am Mount Meru vor, dem etwa 4.566 Meter hohen Nachbargipfel des Kilimanjaro. Akklimatisierung bedeutet, den Körper an die Höhe zu gewöhnen: hoch gehen, tief schlafen. In Tansania heißt das: Pole, Pole. Lass dir Zeit, genieße jeden Schritt.

Der Meru wird in Etappen bestiegen. Erst von 1500 auf 2500 Meter, dann weiter auf 3500 Meter und schließlich kurz auf 3800 Meter, dem Little Meru. Danach geht es zurück auf 3500 Meter zur Übernachtung. Die Natur um uns herum war atemberaubend – saftig grüne Wälder, exotische Tiere und ein sternenübersäter Himmel, der einem den Atem raubt. Der Mount Meru mit seinen steilen Hängen und dichten Wäldern bot uns einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns am Kilimanjaro erwarten würde.

Der nächste Tag war ein echter Gipfeltag. Um Mitternacht aufstehen und anziehen – in Afrika kann es ganz schön kühl sein. Gegen 1:30 Uhr starteten wir den Aufstieg. Der Meru ist anspruchsvoll, mit steilen Passagen und einem langen Weg vor uns. Während ich im Allgäu 1000 Höhenmeter in unter zwei Stunden schaffe, dauert es hier fast dreimal so lange. Jeder Schritt fühlte sich an wie eine kleine Ewigkeit, aber die Motivation und die Vorfreude trieben mich an.

Mitter mit Kind auf den Schultern schaut durch ein Fernglas beim Wandern
Kind hat einen Geocach im Wald gefunden
Kind hat einen Geocach im Wald gefunden

Aber der Ausblick machte alles wett. In rund 65 Kilometer Entfernung sahen wir den Kilimanjaro in der aufgehenden Sonne. Ein Traum wurde wahr! Die Anstrengungen und die Kälte waren in diesem Moment vergessen, als wir den faszinierenden Anblick des höchsten Berges Afrikas genossen.

Nach einer weiteren Übernachtung auf 3500 Metern war mein Körper gut akklimatisiert für den höchsten Berg Afrikas. Dann ging es zurück ins Tal, ins Hotel. Eine Dusche und etwas Erholung waren genau das Richtige vor der großen Besteigung. Ich konnte es kaum erwarten.

Aufbruch zum Kilimanjaro

Gut vorbereitet machten wir uns auf die Umbwe Route, die von Süden aus direkt zum Barranco Camp führt. Nach zwei Übernachtungen auf etwa 3900 Metern hatten wir einen beeindruckenden Blick auf die berühmte Barranco Wall, die auch Breakfast Wall genannt wird, weil man sie direkt nach dem Frühstück angeht. Der Kissing Rock, ein Felsvorsprung, an dem man ganz nah an der Felswand entlanggehen muss, war weniger schwierig, als ich gedacht hatte. Die Nervosität wich einer tiefen Zufriedenheit, als wir den Fels überwanden.

Oben angekommen, bot sich uns ein spektakulärer Blick auf den Mount Meru. Die Sonne strahlte, und ich fühlte mich, als ob ich die Welt erobern könnte. Jeder Schritt, jeder Atemzug brachte mich dem Ziel näher, und die Gemeinschaft mit den anderen Bergsteigern schuf ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Freundschaft.

Kind unterwegs in einem Hochseilgarten
Kind mit Familie auf einem Kanu
Kind mit Familie auf einem Kanu

Weiter ging es durch ein Tal zum Karanga Camp, wo wir eine Nacht verbrachten, bevor es zum Kosovo Camp weiterging. Der Aufstieg von Barafu zum Kosovo Camp ist nicht einfach, aber die Mühe lohnt sich. Bei Tageslicht ist es machbar, in der Dunkelheit jedoch eine Herausforderung. Die Sterne über uns schienen zum Greifen nah, und die Stille der Nacht war fast magisch. Jeder Stern erzählte seine eigene Geschichte, und wir fühlten uns wie Teil eines großen, wunderbaren Universums.

Das Kosovo Camp ist klein und benötigt eine Genehmigung für die Übernachtung. Doch die Nacht dort spart uns gut 200 Höhenmeter am Gipfeltag. Früh ins Bett, gut schlafen, damit wir ausgeruht die letzten 1000 Höhenmeter zum Gipfel in Angriff nehmen können. Die Spannung und die Vorfreude waren greifbar. Die letzte Nacht war erfüllt von nervöser Aufregung und leiser Erwartung.

Ankunft am Uhuru Peak

Um Mitternacht wurden wir geweckt. Nach einem Frühstück starteten wir um 1:30 Uhr den Aufstieg. Die Kälte war beißend, aber der Gedanke an den bevorstehenden Erfolg hielt mich warm. Um 5:05 Uhr fragte ich den Guide, wie lange es noch bis zum Stella Point sei. „45 Minuten“, sagte er. Diese Minuten fühlten sich an wie eine Ewigkeit, aber schließlich sah ich um 5:50 Uhr im Dunkeln die Bretter, die auf 5756 Meter montiert sind.

Ab hier waren es nur noch etwa 150 Höhenmeter zum Uhuru Peak. Die Sonne ging auf und es wurde taghell. Ein magischer Moment. Es war kalt.

Um 06:25 Uhr stand ich auf dem höchsten Punkt Afrikas, auf 5895 Metern, und war überglücklich. Die Anstrengungen, die Herausforderungen, all die kleinen und großen Momente – sie alle führten mich zu diesem einen Augenblick. Ich fühlte mich lebendig, frei und unbesiegbar. Der Kilimanjaro hatte mich gefordert, aber er hatte mir auch ein Geschenk gemacht: die Erinnerung an ein unvergessliches Abenteuer. Die Welt zu meinen Füßen, der Himmel so nah – es war der Höhepunkt einer Reise, die ich nie vergessen werde.

Vater mit Kindern beim gemeinsamen Bogenschießen
Sternenpark Rhön am Fliegerdenkmal
Sternenpark Rhön am Fliegerdenkmal
Stefan Feldpusch

Stefan Feldpusch

Freelancer by doorout.com

Wenn es die Zeit zulässt, bin ich so oft es geht gerne aktiv draußen unterwegs. Egal ob Klettern, Bergsteigen, Wandern, Mountainbiken oder im Winter mit den Langlaufskiern. Im Sommer gerne mit dem Zelt oder dem Caddy-Camper unterwegs und noch dazu seit einigen Jahren Outdoor-Blogger mit Herz auf dem eigenen Blog www.see-you-on-the-outside.de, sowie als Klettertrainer beim DAV aktiv. Als Freelancer im Doorout-Team seit 2017.

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