Sicherheit am Berg – Teil 1.
Alpine Gefahren
Um Sicherheit gewehrleisten zu können, muss man die möglichen Gefahren kennen. Um diese richtig analysieren und sich dementsprechend auf die Risiken einer Tour vorbereiten zu können, werden wir uns mal die grundsätzlichen Gefahren anschauen und näher bestimmen. Allgemein unterscheidet man die sogenannten Alpinen Gefahren in objektive und subjektive Gefahren:Objektive Gefahren
Als objektive Gefahren werden Naturereignisse bezeichnet, also Vorgänge, die der Mensch nicht aktiv beeinflussen kann. Steinschlag: Tauwetter, Regen, Hitze, Kälte und Sturm können das Gefüge in Felswänden und Steilhängen durcheinanderbringen und Steine lösen, die zu tödlichen Projektilen werden. Auch andere Bergsteiger/Kletterer/Wanderer und Gämse können durch ihre Bewegungen Steinschlag auslösen. Wie steinschlaggefährdet ein Berg ist entscheidet vor allem die Felsqualität. Kalk, Gneis, Granit und Dolomit haben unterschiedliche Festigkeits- beziehungsweise Dichtheitsgrade und sind dementsprechend stark oder schwach löslich und witterungsanfällig. Wetter: Hitze und Sonneneinstrahlung, Kälte und Nässe setzten dem Menschen zu, Gewitter und aufziehende Nebel werden schnell lebensbedrohlich. Nicht immer lassen sich Gewitter voraussehen, denn das Wetter in hohen Lagen kann plötzlich umschlagen. Wenn der Himmel sich verschleiert oder sich Quellwolken bilden, sind das klare Anzeichen für ein Gewitter und es sollte umgehend abgestiegen oder Schutz gesucht werden. Eis und Schnee: Wer sich auf Hochtour in vergletschertes oder verschneites Gelände begibt hat es mit einem ganz speziellen Gefahrenpotential zu tun. Im Frühjahr wird es wärmer – Schnee und Eis tauen, Lawinen Lösen sich und Eis verliert an Festigkeit und poltert vereiste Wände herunter. Durch die ständige Abwärtsbewegung der Gletscher, reißt die Eis- und Firnmasse auf und Gletscherspalten entstehen, die man gerade im Winter oft nicht erkennen kann. In Gletscherbrüchen können Seracs umstürzen.Subjektive Gefahren
Als subjektive Gefahren bezeichnet man die Risiken, die durch Menschliches Handeln ausgelöst werden. Gesundheit: Die eigene Gesundheit ist ein ausschlaggebender Faktor beim Bergsteigen und Klettern. Witterungsverhältnisse und mangelnder Sauerstoff in großer Höhe können dem Körper schwer zusetzen. Touren werden oft nicht an die eigene Fitness und Kondition angepasst. Erfahrung und Einschätzungsvermögen: Bergsteiger und Kletterer verfügen oft nicht über die nötige Erfahrung in alpinem Gelände. Gefahrensituationen können so nicht richtig beurteilt und entschärft werden. Das alpine Gelände fordert ein Höchstmaß an Verantwortung und Konzentration, ein kleiner Fehler kann hier tödlich sein, je mehr man trainiert und übt desto erfahrener und selbstsicherer wird man. Psyche: Die Bergwelt bringt uns schnell an psychische Grenzen. Extreme Exposition, ständige Konzentration und plötzlich auftretende Gefahren zehren an den Nerven. Schnell überkommt Angst oder gar Panik den Bergsteiger und man fühlt sich der Situation nicht mehr gewachsen, jetzt wird es gefährlich. Angst ist zwar unserer wichtigster Schutzfaktor, muss aber in Extremsituation kontrolliert werden können, auch hier hilft Erfahrung und Training. Ausrüstung: Wer seine Ausrüstung falsch zusammenstellt, sie nicht richtig wartet, Verschleißteile nicht austauscht und Mängel übersieht, beziehungsweise nicht sorgfältig kontrolliert, kommt am Berg schnell in die Bredouille. Bandschlingen dürfen nicht eingerissen sein, Karabiner müssen korrekt schließen und Seilklemmen müssen klemmen. Jede Tour bedarf anderer Ausrüstung.Objektiv oder subjektiv?
Eine objektive Gefahr wird automatisch zur subjektiven Gefahr, wenn ein Bergsteiger offensichtliche objektive Gefahren nicht richtig erkennt oder einschätzt und trotzdem in die Tour einsteigt, etwa aus mangelnder Erfahrung oder mangelndem Kenntnisstand (subjektive Gefahr). Die objektive Gefahr ist also immer an die subjektive Beurteilung gekoppelt.Sicherheit Schritt für Schritt
Um auf die Traumtour perfekt vorbereit zu sein, sollte man Schritt für Schritt vorgehen:1. Persönlicher Ist-Zustand:
Also wie fit bin ich aktuell körperlich und geistig? Wieviel Erfahrung, welches Knowhow, welche Ausrüstung habe ich? Wieviel Wasser und Nahrung brauche ich unter großer Anstrengung?2. Örtliche Begebenheiten:
Wie sind die aktuellen Verhältnisse? Wie lange sind die Zu- und Abstiege? Welche Schwierigkeitsgrade erwarten mich genau? Wo gibt es Quellen? Ein genauer Tourenplan sollte vorhanden und einstudiert sein, außerdem sollte man einen Plan B parat haben, also Notabstiege, Notunterkünfte, Ausweichrouten, etc..3. Training:
Das Fitnesslevel sollte angepasst, fehlendes Knowhow erworben und Techniken trainiert werden.4. Direkte Vorbereitung:
Die Ausrüstung muss zusammengestellt, gewartet und kontrolliert werden. Der Wetterbericht sollte langfristig regelmäßig kontrolliert werden. Erste-Hilfe-Set und nötige Medikamente müssen sorgfältig überprüft und zusammengestellt werden. Das Gewicht sollte angemessen sein, alles Unnötige aus dem Gepäck entfernt werden. Strecken sollten in Etappen aufgeteilt, mögliche Unterkünfte gebucht werden. Verpflegung sollte ausreichend, mit einem Notfallpuffer eingepackt werden. Jetzt kann es eigentlich losgehen. Ich kann jedoch jedem nur nahelegen, sich einen vertrauenswürdigen Tourenpartner zu suchen, denn im Notfall kann dieser Hilfe holen und einem bei Entscheidungen und Gefahrensituationen helfen. Wer sich unsicher ist, hat immer die Möglichkeit, auf einen der vielen gut ausgebildeten Bergführer zurückzugreifen, der Wissen und Techniken vermitteln und seine Gäste sicher auf den Gipfel und wieder runterbringen kann.Tim Wiegel
Freelancer bei Doorout.com
Von Kleinauf draußen unterwegs, hat es ihn immer wieder in die verschiedensten Facetten des Outdoor-Sports getrieben. Neben dem Wandern und Bergsteigen ist er dann vor allem bei der Höhlenforschung hängengeblieben. Auf der Suche nach den letzten echten Abenteuern zieht es ihn immer wieder in die verborgene Unterwelt.
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