Langsam aber sicher kommt die warme Jahreszeit näher und damit hoffentlich auch eine weitgehend von Corona und Lockdowns befreite Zeit. Weite Reisen werden wohl auch dieses Jahr eher zu vermeiden sein und viele werden ihren Urlaub daher in heimatlichen Gefilden verbringen. Damit den Outdoor- und Naturliebhaber keine Langeweile befällt, gibt es hier jetzt drei ausgefallene Outdoor-Erlebnisse in Hessen, um in die Natur abzutauchen.

Weitblick der Extraklasse

Wer in Hessen in die Ferne schweifen möchte wartet schönes Wetter ab und macht einen Ausflug in die Rhön. Auf Kreuzberg, Wasserkuppe und Co tummeln sich regelmäßig die Besucherströme, um den Ausblick über weite Teile Hessens, Thüringen, Bayern und natürlich über die Hügelketten der Rhön zu genießen.

Sternenpark Rhön

Besonders die Wasserkuppe, mit ihrer Flugschule und dem bekannten Radom zieht am Wochenende tausende Besucher an. Doch die wenigsten ahnen, dass der wahre Schatz der Rhön, insbesondere der des Roten und Schwarzen Moores, erst nach Einbruch der Dunkelheit zum Vorschein kommt.

Da die Rhön in vielen Gebieten weitgehend frei von Lichtverschmutzung ist, wurde sie als eine von ganz wenigen Regionen Deutschlands als Sternenpark ausgezeichnet. Es lohnt sich also, das Auflösen der Besuchergruppen abzuwarten und die Nacht hereinbrechen zu lassen, um zum Beispiel am Moorweiher, im Roten Moor die Milchstraße in ihrer ganzen Pracht zu bestaunen. Der Sternenhimmel lässt sich hier zu jeder Jahreszeit in einer in Hessen einmaligen Intensität bestaunen, vorausgesetzt, das Wetter passt. Es lohnt sich Kamera und Fernglas einzupacken und die Natur mal auf ganz andere Weise zu genießen. Und natürlich festes Schuhwerk nicht vergessen.

Rotes Moor, Schwarzes Moor und Wasserkuppe sind gut ausgeschildert und mit ausreichend Parkplätzen ausgestattet.  Die Moore sind mit Stegen und sicheren Wanderwegen versehen, niemand kann hier im Schlick verschwinden. Wandern und Sternegucken sind kostenfrei.

Tiefblick

Von einer weiten Aussicht kommen wir nun zu einem spannend Tiefblick ins Innere unserer Erde. In einem über 400 Millionen Jahre alten Korallenriff nahe Herborn hat sich eines der größten, schönsten und wissenschaftlich bedeutsamsten Höhlensysteme Deutschlands entwickelt – das Herbstlabyrinth.

Ein über 13 Kilometer langes Höhlensystem aus Gängen, Hallen und Flusstunneln, geschmückt von Stalaktiten, Stalagmiten, Stalagnaten, Sinterfahnen, Kryokalziten, Sinterperlen und Exentriques. Wer mit diesen Begriffen nicht so richtig was anfangen kann, der hat die Möglichkeit, an einer Führung in die Knöpfchenhalle teilzunehmen – dem für Besucher zugänglich gemachten Schauhöhlenbereich des Herbstlabyrinths.

Durch den Zugangsstollen folgt man dem Guide in die Tiefe und wandelt schließlich auf gut angelegten Stegen durch die von Tropfsteinen geschmückte Halle, während man die Entstehung und die Entwicklungsgeschichte der Höhle spannend nähergebracht bekommt. Nachmittags und abends hat man öfter das Glück, die Höhlenforscher auf der Rückkehr von ihren Forschungstouren anzutreffen, die aus einem der Löcher in der Schauhöhle gekrochen kommen, denn die Höhle wird von der Speläologischen Arbeitsgemeinschaft Hessen e.V. aktiv erforscht.

Tiefblick Herbstlabyrinth

Die Höhle ist direkt an der Straße von Erdbach nach Breitscheid gelegen und verfügt über ausreichend Parkplätze. Der Eintritt für Erwachsene liegt bei neun Euro, für Kinder (4-14 Jahre) 6 Euro.

Wer früh dran ist sollte anschließend unbedingt noch den Karst- und Höhlenlehrpfad wandern, der an Dolinen und Bachschwinden vorbei, durch eine Schlucht hindurch und schließlich zurück zur Höhle führt. Alle oberflächlich sichtbaren Phänomene des Höhlengebietes werden hier gut erklärt und können ausgiebig bestaunt werden.

Hessen vertikal

Zurück aus dem Reich der Dunkelheit, geht es jetzt senkrecht der Sonne entgegen. Wer glaubt, ansehnliche Klettersteige und Felswände zum Sportklettern gäbe es nur in den Alpen oder in bekannten Klettergebieten, der täuscht sich. Auch das basaltdominierte Hessen ist im Besitz vom ein oder anderen Kleinod für Kletterbegeisterte.

Mitten im Laubwald nahe Heinstadt im Odenwald liegt ein alter Sandsteinbruch. Vor ca. 40 Jahren wurde hier in einer rund 40 Meter hohen Sandsteinwand der Starkenburger Klettersteig angelegt, als Geschenk zum hundertjährigen Jubiläum der DAV-Sektion Starkenburg. Vom Wanderparkplatz an der Straße nach Wald-Amorbach führt ein Pfad in den abgelegenen Steinbruch. Hier wurden neben dem Klettersteig auch noch 53 Sportkletterrouten in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angelegt. Wenn man sich der durchschnittlichen Schwierigkeit von C/D des Klettersteigs gewachsen fühlt, kann es losgehen. 

Starkenburger Klettersteig

Der Einstieg erfordert eine kurze Grätsche, um sich ins Drahtseil einzuklinken und dann startet die Traverse nach links. Der Steig führt nun in Serpentinen und senkrecht entlang von Kaminen nach oben, wobei man fast ausschließlich natürliche Leisten und Grübchen, im Fels, als Tritte nutzt, denn Eisenstifte gibt es kaum. Im Oberen Wanddrittel hat man dann auch noch einen schönen Ausblick auf die Burg Breuberg, die anschließend einen Besuch wert ist.

Die Zufahrt ist simpel und das Parken kostenfrei.

Nur eine Auswahl

Die genannten Ausflugsziele sind natürlich nur eine Auswahl der ganz besonderen Outdoor-Erlebnismöglichkeiten. Hessen hat zum Beispiel mit Rothaarsteig, Bergbau im Westerwald und Richelsdorfer Gebirge, dem Dietzhölztal, der Karstquelle in Ulfen und den vielen Schlössern und Burgen natürlich jede Menge für den Outdoorer zu bieten und lässt immer eine Möglichkeit zum Aufbruch in ein Mini-Abenteuer offen.

Tim Wiegel

Tim Wiegel

Freelancer bei Doorout.com

Von Kleinauf draußen unterwegs, hat es ihn immer wieder in die verschiedensten Facetten des Outdoor-Sports getrieben. Neben dem Wandern und Bergsteigen ist er dann vor allem bei der Höhlenforschung hängengeblieben. Auf der Suche nach den letzten echten Abenteuern zieht es ihn immer wieder in die verborgene Unterwelt.

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