Eine anspruchsvolle Mehrtagestour mit tollen Ausblicken, durch eine der schönsten Regionen Deutschlands? – Die Kurzbeschreibung des Forststeigs klingt wahrlich perfekt für unsere spontane Tour Ende Mai diesen Jahres. Also nicht lange überlegt, Züge von Fulda nach Bad Schandau / Schöna in der Sächsischen Schweiz gebucht und möglichst leicht gepackt.
In unserem dreiteiligen Tourenbericht erfahrt Ihr nun, wo Ihr die schönsten Ausblicke findet, warum lange Hosen Pflicht sind und wie es mit Wasser auf der Tour aussieht.
- Teil 1: Über Wurzel und Fels durchs Elbsandstein
- Teil 2: Felsen, Festung und tolle Fernblicke
- Teil 3: Tipps rund um Ausrüstung & Verpflegung
1. Tag: Schöna – Zischirnsteiner Biwak
Los gehts! Zunächst fahren wir mit dem ICE von Fulda nach Dresden und anschließend mit der S-Bahn nach Bad Schandau. Der eigentliche Startpunkt für unsere Tour ist der Bahnhof von Schöna, aber da die notwendigen Hütten/Biwak-Tickets nur in Bad Schandau verkauft werden, machen wir hier einen kleinen Zwischenstop. Ein Landbus bringt uns anschließend ins kleine Örtchen Schöna. Nach gut sechs Stunden Anreise schnüren wir endlich die Wanderstiefel fest und machen uns auf den Weg.
Vorbei am Zirkelstein gelangen wir über einfache Feldwege auf unseren Begleiter der 105 km langen Tour: der gelbe Strich am Baum – das Zeichen für den Forststeig. Was sich später herausstellt: Der Zirkelstein mit seiner einzigartigen Form wird uns auf der gesamten Tour als Orientierungspunkt in der Ferne begleiten.
Die ersten Kilometer des Forststeigs führen auf kleinen Pfaden rauf und runter, neben sprudelnden Bächen und durch dichten und urigen Wald – starker Beginn, der gleich Lust auf mehr macht. Vorbei an einigen idyllischen Fleckchen erreichen wir nach wenigen Kilometern das erste Highlight: den Großen Zschirnstein. Die hier gebotene Aussicht gibt einen tollen Fernblick auf die Tafelberge, welche in den kommenden Tagen bestiegen werden.
Nach einem schönen Abstieg erreichen wir gegen 18 Uhr unseren ersten Übernachtungsplatz – das Zschirnsteiner Biwak. Mit einem tollen Felspanorama im Hintergrund, bauen wir unser Zelt auf und fallen nach einer kurzen Zeckenkontrolle müde und zufrieden ins Bett.
2. Tag: Zischirnsteiner Biwak – Taubenteich Biwak
Nach einer schönen, langen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf den Weg. Bereits nach kurzer Zeit erreichen wir einen kleinen, sauberen Bach und füllen unsere Wasservorräte wieder auf. Nun geht es Mitten in den Wald und nach nicht einmal 500m stoppen wir erneut und ziehen die Beine der Zip-Off Hose wieder an – denn der Weg führt oft durch dichtes, hüfthohes Gestrüpp.
Relativ direkt führt der Weg über einige Höhenmeter zum Taubenteich Biwak. Hier wollten wir eigentlich nur eine lange Mittagspause einlegen, entscheiden dann uns aber Angesicht des schönen Platzes und der Hitze (30°C) für eine kurzen Tag und springen ins kühle Nass. Mit dem großen Teich, zwei Schutzhütten, einer Feuerstelle und fünf Zeltplätzen ist der Platz hier sicher mit
der schönste Platz auf dem Forststeig. Einziger Wermutstropfen: Unzählige Zecken lechzen nach frischem Wandererblut!
Erstmals auf der Tour treffen wir hier auch andere Wanderer (8 Personen) und verbringen mit diesen einen angenehmen Abend. Nachdem wir noch zwei Blutsauger aus dem Zelt befördert haben fallen wir recht früh in unsere Schlafsäcke.
TIPP: Mit kürzeren Anreise ist es auch kein Problem unsere ersten beiden Etappen zusammenzufassen.
3. Tag: Taubenteich Biwak – Ostrov
Gegen ca. 5 Uhr weckt mich ein ganzes Vogelorchester, wow!
Im Hinterkopf, dass es auch heute wieder grandiose 30°C werden sollen, machten wir uns dann nach kurzem Zusammenpacken inkl. Frühstück als erste Gruppe gegen 6.30 auf den Weg zum Schneeberg. Dieser liegt auf der tschechischen Seite der Tour und ist mit 723 m auch der höchste Punkt.
Der Weg ist zwischenzeitlich steil, aber sehr einfach zu gehen. Insgesamt besteht der 3. Tag aus vielen Feldwegen und auch Straßenabschnitten und führt bei weitem nicht durch so dichten Wald wie die ersten beiden Etappen. Dadurch ist auch die Hitze um einiges spürbarer.
Als wir dann zur Mittagszeit im kleinen tschechischen Örtchen Ostrov ankommen und den Campingplatz inkl. kleinem Badesee erblicken, wissen wir sofort: hier bleiben wir und machen uns einen schönen Nachmittag! So weichen wir also bereits den zweiten Tag hintereinander von unserer geplanten Route ab. Aber kein Problem, wir haben genug Zeitreserven eingeplant.
Nach einem kurzen Gewitter und einem guten und günstigen Abendessen kraxeln wir in den Abendstunden noch ein wenig auf den umliegenden Hügeln herum und genießen den Sonnenuntergang.
4. Tag: Ostrov – Kamphütte
Der Morgen beginnt für uns wie schon am Abend vorher mit einem Sprung in den wunderschönen kleinen Badesee.
Nach einem schönen und steilen Aufstieg durch die Felsen, verlassen wir die offizielle Route des Forststeigs Richtung Tissa. Im kleinen Markt stocken wir zunächst einmal unsere stark dezimiertes Proviant auf. Anschließend noch ein kurzer Abstecher zur Wasserquelle im Ort (bei der Kirche) und wir sind wieder auf dem Weg – den Berg hinauf Richtung Forststeig.
Als wir uns nach zahlreichen Kilometern Forst- und Wiesenwege ohne Aussicht schon auf unser Tagesziel – die Kamphütte – freuen, überraschte uns die Tour mit einem weiteren Highlight: die Sachsenspitze. Ein freistehender Fels, der von uns über steile Leitern und enge Spalten erklommen wir und uns mit einer tollen Aussicht belohnt.
Gegen 15.30 Uhr erreichen wir anschließend die Hütte und entschieden uns, noch einmal den etwa 1 km langen Weg zum nächsten Fluss anzutreten (wie die meisten Hütten und Biwakplätze hat auch die Kamphütte keine Wasserquelle).
Der kurze Weg hinab ins Tal lässt für die kommenden Tage allerlei erhoffen: Es geht auf verschlungenen Pfaden immer entlang am Fels – mehr nach unserem Geschmack! Nach einem kurzen Bad im Fluss, geht es mit vollen Wasserflaschen zurück zur nagelneuen und schönen Hütte die wir heute Nacht mit einer weiteren Wandersfrau teilen. Kein Problem, die Hütte ist super ausgebaut!
Michael Steigerwald
www.doorout.com
Seit über 10 Jahren ist Michael begeistert an der frischen Luft unterwegs: Egal ob zu Fuß quer über die Alpen, mit Dachzelt durch das Nullarbor in Australien oder Zelten bei -8°C und Schneesturm. Michael liebt die Abendteuer unterm Sternenhimmel und teilt seine Geschichten und Erfahrungen gerne mit euch.
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