Schleusen- oder Anbauvorzelt?
Lesezeit: 10 min.Autor: Wolf-Steffen Schau

Kastenwagen sind super beliebt – kein Wunder: kompakte Außenmaße garantieren einen flexiblen Einsatz, die Hecktüren ermöglichen auch mal das Laden größerer Lasten und das Preis-/Leistungsverhältnis ist auch nicht schlecht. Natürlich ist der Innenraum im Gegenzug begrenzt und so wächst schnell der Wunsch nach einem Vorzelt. Zur hohen Mobilität würden nun eigentlich Luftvorzelte super passen, sind sie doch für den schnell Auf- und Abbau entwickelt! Leider ist das allzu oft eine Verbindung mit Hindernissen, weisen Kastenwagen doch einige spezifische Problemstellen für den Anbau eines Vorzeltes und insbesondere eines Luftvorzeltes  auf.

Bevor es an die Auswahl eines konkreten Luftvorzeltes geht gibt es die grundsätzliche Entscheidung zwischen zwei Arten von Luftvorzelten zu treffen:

Schleusen-Vorzelte

Diese Luftvorzelte können grundsätzlich eigenständig stehen und entsprechend rundherum geschlossen werden. Die Anbindung an den Kastenwagen erfolgt mittels einer Schleuse die sicherstellen soll, dass man trockenen Hauptes vom Kastenwagen in das Vorzelt kommt. Der große Vorteil ist die verbleibende Flexibilität. Man kann mit dem Fahrzeug vom Platz wegfahren und das Zelt bleibt stehen und bietet wettergeschützten Raum für Tisch, Stühle und sonstiges Equipment. Der Nachteil -zwischen Wohnmobil und Zelt ist immer die Schleuse die nicht den Anspruch hat, wirklich dicht zu sein, sondern nur ein Wetterschutz vom Kastenwagen bis zum Vorzelt darstellt. Das kann mitunter schon ein wenig Stoff- und Reißverschluss-Gewirr sein.

Angebaute-Vorzelte

Gerade aus letzterem Grund wünschen auch viele Wohnmoblisten und Kastenwagenfahrer klassische Luftvorzelte ohne Schleuse, da sie den Stellplatz während des Aufenthaltes nicht verlassen möchten. Die Mobilität vor Ort wird mehr und mehr zu Fuß, mit Fahrrädern, E-Bikes und öffentlichem Nahverkehr sichergestellt. Dann ist der direkte Anschluss mittels Keder an das Fahrzeug die „sauberere Lösung“ mit einer besseren Abdichtung zwischen Kastenwagen und Vorzelt. Dies sind die eingezogenen Luftvorzelte.

Die Unterscheidung zwischen den beiden Zeltarten ist wichtig und wird sich durch den weiteren Artikel ziehen, da es unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Problemstellungen hat.

Es sei noch angemerkt, dass das Zelt nach Möglichkeit nicht geändert werden sollte, sondern genauso wie verkauft genutzt werden soll. Dadurch werden Garantieprobleme vermieden und der Wiederverkaufswert bleibt erhalten. Auch am Kastenwagen sollen keine Änderungen vorgenommen werden.

Hier nun die Kastenwagen-typischen Problemstellen in der Übersicht

1. Problemstelle: Die Tür beim Kastenwagen

Kastenwägen, meistens auf der Basis von Fiat Ducato, haben eine Schiebetür an der Seite die als Primärer Ein- und Ausstieg dient. Diese Tür weist eine enorme Tiefe auf. Die Spannweite zwischen „voll auf“ und „voll zu“ beträgt 2,75m. Das bedeutet, dass ein Vorzelt mindestens 2,75m „lichte Breite“ haben muss. Verlaufen Luftschläuche an der Rückwand müssen die äußeren also mindestens 2,75m weit auseinander sein. Ebenso muss die Schleuse von eine Schleusen-Vorzelt mindestens so breit sein, wenn man die gesamte Tür im Schutz der Schleuse öffnen möchte.

2. Problemstelle: Kederschiene in der Markise

Der nächste Knackpunkt ist die Kederleiste in der ein Luftvorzelt befestigt werden kann. Dies betrifft eher die angebauten Vorzelte, da diese auf den Einzug in eine Kederschiene angewiesen sind. Kastenwagen haben, wie Wohnmobile auch nicht, von Haus aus keine Kederschiene zur Vorzelt-Montage. Dafür verfügen sie regelmäßig über eine Kassettenmarkise die auf dem Dach montiert ist. Diese verfügen über eine Kederschiene und können Luftvorzelte aufnehmen. Herausforderung hierbei: es handelt sich oft um den „dünnen“ Keder von 4mm. Diese haben nur wenige Luftvorzelte als Standard am Zelt. Es ist also im Zweifel ein Kederadapter notwendig. Dies gilt auch für Schleusen-Vorzelte die in aller Regel einen 6mm Keder haben. Auch hier wird der Adapter 6mm auf 4mm benötigt. Die Verwendung eines Zwischenstücks ist auch zu empfehlen, wenn der Keder passt, denn durch den Adapter wird das Wegfahren und spätere Andocken des Fahrzeugs deutlich vereinfacht. Der Kederadapter wird mit einem Kunststoffprofil mit dem Zeltkeder verbunden. Diesen kann man herausziehen und schon sind Zelt und Fahrzeug getrennt und man kann wegfahren. Den Zeltkeder hingegen direkt „herauszufahren“ ist jedoch kaum möglich. Das Anbringen einer zusätzlichen Kederschiene ist ebenfalls durch die engen Platzverhältnisse nicht möglich. Es ist zwischen Tür und Markise einfach zu wenig Platz! Die Position der Kederschiene bzw. der Markise wird auch noch durch den Übergang Aufbau/Fahrerhaus definiert und der rechte Rand der Markise ragt nur wenige cm über die Tür so dass das Markisentuch bündig mit dem rechten Türrahmen ist. Die Zelte müssen also bis wirklich an den rechten Rand der Markise reichen, um die Tür zu überdecken.

3. Problemstelle: Anbauhöhe

Die Anbauhöhe normaler Kastenwägen mit regulärem Dach bzw. Aufstelldach liegt bei ungefähr 2,40m. Dadurch sind sie für die üblichen Wohnmobilvorzelte zu niedrig und für VW Bus Vorzelte zu hoch. Befindet man sich am unteren Ende des Höhenbereichs, so bleibt bei Schleusenzelten viel Material an der Schleuse übrig, welches mehr oder weniger sortiert „rumhängt“.

4. Problemstelle: Abstand Tür/Markise

Durch den geringen Abstand zwischen Tür und Markise und durch die Schiebetür-Mechanik kommt die Tür den Schläuchen eines Anbau-Luftvorzeltes in die Quere. Bei einer Breite von mindestens 2,75m hat man eigentlich immer einen zentralen Schlauch in der Mitte des Zeltes der an der Wohnmobilwand anliegt. Die Schläuche haben dabei mindestens 10cm Durchmesser – Platz ist jedoch bestenfalls für 5cm. Man kann also die Tür nicht mehr öffnen, wenn das Zelt aufgebaut ist. Das Problem besteht natürlich bei einem Schleusenvorzelt nicht!

Kastenwagen mit Vorzelt
Kastenwagen mit Vorzelt und Campingmöbeln

Welche Möglichkeiten für ein Luftvorzelt am Kastenwagen gibt es?

Schleusen-Vorzelte

Am leichtesten lässt sich das Thema mit einem Schleusen-Vorzelt lösen. Diese passen, sofern die Schleuse breit genug ist, eigentlich immer. Ein Kederadapter 6mm auf 4mm mit Doppel-Acht-Profil gehört zwingend dazu, um die Wegfahr-Option auch wirklich zu nutzen.

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Anbau-Luftvorzelte

Durch die geringe Höhe der Kastenwägen kann man pauschal sagen, dass alle Wohnwagen-Vorzelte an Kastenwägen passen. Dabei gibt es jedoch einen Punkt zu beachten! Etwas, was sehr stört, ist/sind der (oder die) mittleren Luftschläuche, da sie in dem Bereich der Wand anliegen in dem die Tür langläuft, wenn man sie öffnet. Dies kann man pragmatisch lösen, indem man den Schlauch herausnimmt und den hinteren Bereich umknickt, so dass sich der Schlauch um die Länge kürzt, die die Tür benötigt. Die Schläuche halten das in aller Regel lange aus – klar ist, dass ein dadurch verursachter Schaden am Schlauch nicht durch die Gewährleistung abgedeckt ist! Man kann dann den Abstand Schlauch/Wand durch geeignete Distanzstücke (z.B. Kampa Packing Pads) überbrücken und so auch einen sicheren Betrieb der Tür und des Zeltes gewährleisten. Der Einsatz etwa der Luftvorzelte ist nur zu empfehlen, wenn die Anbauhöhe tatsächlich über 2,50m liegt.

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Wolf-Steffen Schau

Wolf-Steffen Schau

doorout.com

 

Geprägt durch frühkindliche Campingerfahrung in Zelt und Wohnwagen, dennoch kam der Rückfall spät und überraschend. Hat den Hang, sich in Dinge hinein zu steigern und dabei einen regelrechten Wahn zu entwickeln. Liest seit 3 Jahren durchschnittlich 5 Camping-Fachzeitschriften pro Monat und würde am liebsten alles an den Wohnwagen schrauben, was ihm in den Sinn kommt. Wird hierbei nur vom zulässigen Gesamtgewicht und dem Budget gebremst – aber natürlich von der neuen AL-KO AAA Premium Brake!

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