Fulda, die Rhön, sowie die umliegenden Regionen, mögen nicht unbedingt als das Mekka des Mountainbikens in Deutschland bekannt sein. Doch mit ihrer atemberaubenden Natur und den großen zusammenhängenden Waldgebieten bietet diese Mittelgebirgsregion alle Voraussetzungen und Vielseitigkeit, um sich eine Daseinsberechtigung in der Welt des Mountainbikens zu sichern und den meisten Ansprüchen und Vorlieben der Fahrer gerecht zu werden.
Sei es eine vielseitige Mehrtagestour, gemütliches Radeln zum Feierabend auf ausgebauten Forstwegen, ein actionreiches Trail-Abendteuer mit steilen Abfahrten und technischen Passagen, oder doch lieber eine Cardio Uphill-Trainingseinheit, es gibt in der Umgebung unzählige Strecken und Wege, die sowohl für Anfänger als auch für fortgeschrittene Mountainbiker geeignet sind.
Es gibt in der Tat einige inoffizielle Trails in der Rhön, die entweder von einheimischen Fahrern angelegt wurden, oder schon seit längerer Zeit als Wanderwege genutzt werden. Man findet sie in fast jedem größerem Waldstück, wenn man nur die Augen nach ihnen offen hält. Diese Strecken sind jedoch nicht als offizielller Trail gemeldet und genehmigt. Deren Wartung sowie Sicherheitsvorkehrungen sind also nicht garantiert.
Es ist wichtig zu beachten, dass das Befahren solcher Strecken mit einem erhöhten Risiko verbunden sein kann, da sie in den meisten Fällen nicht sicherheitsgeprüft sind und nicht den Standards offizieller Strecken entsprechen. Aus diesem Grund wird empfohlen, nur auf offiziell genehmigten Strecken zu fahren, um das Unfallrisiko zu minimieren und die Natur zu schonen.
Selbstverständlich ist das Fahren abseits der ausgebauten Waldwege für manche besonders reizvoll, da es uns ermöglicht, unsere Fähigkeiten auf die Probe zu stellen und oft mehr Spaß bietet als monotone Fahrten auf den breiten Schotterpisten. Allerdings müssen wir uns bewusst sein, dass wir uns die Strecke möglicherweise mit anderen Naturliebhabern teilen müssen. Deshalb ist es besonders wichtig, aufeinander Rücksicht zu nehmen, vorausschauend zu fahren und vorsichtig zu sein.
Das Mountainbikefahren in Hessen ist übrigens nur auf bestimmten Wegen gestattet und wird von der Gesetzgebung reguliert. Die genaue Regelung kann jederzeit im hessischen Waldgesetz eingesehen werden. (https://www.dimb.de/fachberatung/die-rechtslage/hessen/)
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Regelung nur in Hessen gilt und dass für jedes Bundesland individuelle Gesetze gelten. Daher ist es ratsam, sich vor dem Mountainbikefahren in anderen Bundesländern über die geltenden Vorschriften zu informieren.
Offizielle Trails
Wenn man sich keine Gedanken um entsprechende Gesetzeslagen machen will, oder sich einfach nicht sorgen möchte, dass hinter der nächsten Kurve ein Spaziergänger mit Hund laufen könnte, der nutzt speziell fürs Mountainbiking angelegte Wege, wie beispielsweise Flowtrails oder Bikeparks. Diese Trails bieten oft gut gepflegte Strecken und Hindernisse, die speziell für Mountainbiker konzipiert wurden.
In solchen Parks ist es zudem üblicherweise erlaubt, schneller unterwegs zu sein, da die Wege ausschließlich für Biker vorgesehen sind. Allerdings sollte man auch hier darauf achten, dass man die Strecken respektvoll und sicher befährt, um sich selbst und andere nicht zu gefährden. Es empfiehlt sich auch hier, sich vorab über die Nutzungsbedingungen und Sicherheitsvorschriften zu informieren, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
Die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) hat spezielle Trail Rules entwickelt, die dazu beitragen sollen, dass Mountainbiker und andere Nutzer von Wald- und Wegenetzen gemeinsam und sicher unterwegs sein können. Diese Regeln sind auf den meisten zertifizierten Strecken zu finden und dienen als Orientierungshilfe für alle Nutzer.
Trail Rules
- Fahre nur auf Wegen!
Fahre nie querfeldein, du schädigst sonst die Natur! Respektiere lokale Wegesperrungen! Forstwirtschaft, Viehtrieb und Belange des Naturschutzes rechtfertigen dies. Auch in Naherholungsgebieten können lokale Sperrungen berechtigt sein. Die Art und Weise in der du fährst bestimmt das Handeln der Behörden und Verwaltungen. Auf Privatgrund bist du oft nur geduldet!
- Hinterlasse keine Spuren!
Bremse nicht mit blockierenden Rädern! (Ausnahme in Notsituationen). Blockierbremsungen begünstigen die Bodenerosion und verursachen Wegeschäden. Stelle deine Fahrweise auf den Untergrund und die Wegebeschaffenheit ein. Nicht jeder Weg verträgt jedes Bremsmanöver und jede Fahrweise.
- Halte dein Mountainbike unter Kontrolle!
Unachtsamkeit, auch nur für wenige Sekunden, kann einen Unfall verursachen. Passe deine Geschwindigkeit der jeweiligen Situation an. In nicht einsehbaren Passagen können jederzeit Fußgänger, Hindernisse oder andere Biker auftauchen. Du musst in Sichtweite anhalten können! Zu deiner eigenen Sicherheit und derer anderer Menschen.
- Respektiere andere Naturnutzer!
Kündige deine Vorbeifahrt frühzeitig an. Erschrecke keine anderen Wegenutzer! Vermindere deine Geschwindigkeit beim Passieren auf Schrittgeschwindigkeit oder halte an. Bedenke, dass andere Wegenutzer dich zu spät wahrnehmen können. Fahre, wenn möglich, nur in kleinen Gruppen!
- Nimm Rücksicht auf Tiere!
Weidetiere und alle anderen Tiere in Wald und Flur bedürfen besonderer Rücksichtnahme! Schließe Weidezäune, nachdem du sie passiert hast. Verlasse rechtzeitig zur Dämmerung den Wald, um die Tiere bei ihrer Nahrungsaufnahme nicht zu stören.
- Plane im Voraus!
Beginne deine Tour möglichst direkt vor deiner Haustüre. Prüfe deine Ausrüstung, schätze deine Fähigkeiten richtig ein und wähle die Gegend, in der du fahren willst, entsprechend aus. Schlechtes Wetter oder eine Panne kann deine Tour deutlich verlängern. Sei auch für unvorhersehbare Situationen gerüstet: Denke an Werkzeug, Proviant und Erste-Hilfe-Set. Trage eine Sicherheitsausrüstung! Ein Helm kann schützen, ist aber keine Lebensversicherung.
Es ist wichtig, sich an diese Regeln zu halten, um Konflikte und Unfälle zu vermeiden und die Natur und die Wege langfristig zu schonen. Die DIMB engagiert sich außerdem aktiv für den Erhalt von legalen Mountainbike-Strecken und arbeitet zusammen mit anderen Verbänden und Interessengruppen daran, die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Mountainbiking in Deutschland zu verbessern.
Der Flowtrail am Kreuzberg
Nicht grundlos ist er einer der beliebtesten Trails der Rhön. Dieser Trail bietet eine perfekte Kombination aus Geschwindigkeit & Technik und ist somit ein Muss für jeden begeisterten Mountainbiker, der es auch gerne mal bergab krachen lässt.
Der Flowtrail Kreuzberg wurde 2015 eröffnet und ist längst auch kein Geheimtipp mehr unter den Mountainbikern. Er ist nicht nur bei Einheimischen beliebt, sondern auch bei Besuchern aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Regelmäßig pendeln leidenschaftliche Mountainbiker zum Kreuzberg, bei Bischofsheim in der Rhön.
Um den Flowtrail Kreuzberg zu befahren, ist ein Full-Suspension-Mountainbike empfehlenswert. Zudem sollten Fahrerinnen und Fahrer genügend Schutzausrüstung wie Helm, Handschuhe und Protektoren tragen, um Verletzungen zu vermeiden.
Die 2,2 Kilometer lange Strecke wurde von Experten entworfen und bietet mit einigen Sprüngen, Anliegerkurven, einem Wallride und dem Northshore-Element eine Menge Abwechslung und Herausforderungen. Der Trail ist in zwei Abschnitte unterteilt, wobei der obere Teil eher technisch anspruchsvoller ist, während der untere Teil mehr auf Geschwindigkeit und Flow ausgelegt ist. Die Wurzelteppiche, Steilkurven und der Wallride im oberen Teil erfordern einiges an Fahrkönnen und Mut, während der untere Teil mit schnellen Abfahrten und großen Sprüngen vor allem für Adrenalin-Junkies geeignet ist.
Dank der Nähe zum Kloster oder dem Neustädter Haus, bietet sich die optimale Möglichkeit für eine Pause und eine Stärkung mit regionalen Spezialitäten, dabei ein fantastischer Ausblick über die Rhön.
Fazit:
Der Flowtrail Kreuzberg ist definitiv immer einen Besuch wert, egal ob blutiger Anfänger oder erfahrener Profi. Der Trail bietet für jedes Fahrkönnen seinen Reiz. Hier sei besonders zu erwähnen, dass jedes Hindernis auf der Strecke auch in langsamer Geschwindigkeit, ohne Risiko, überrollt werden kann. Die Strecke liefert eine perfekte Kombination aus Spaß, Technik und Flow und ist somit ein Muss für jeden Liebhaber des Geländeradsports.
Haseltal-Trail Bad Orb
Der Haseltal-Trail ist ein beliebter Mountainbike-Trail in der Region Spessart und gehört zum Trailnetz des Flowtrails Bad Orb. Die Strecke erstreckt sich über ca. 2,8 Kilometer und 183 Tiefenmeter und ist größtenteils von wunderschönem Wald umgeben. Der Trail ist seit 2018 ein DIMB-zertifizierter „Premium Trail“ und wurde 2017 erbaut. Von Fulda aus benötigt man mit dem Auto etwa eine halbe Stunde, um den Trail zu erreichen, was ähnlich nah ist wie zum Kreuzberg, wenn man Fulda als Ausgangspunkt nimmt.
Der Trail ist moderat schwierig und eignet sich für Mountainbiker aller Fähigkeitsstufen. Der erste Abschnitt ist flowig mit einem flacheren Streckenprofil und vielen schön ausgebauten Anliegerkurven. Auf dem Trail befinden sich etwa 60 verschiedene Elemente, darunter Wellen, Sprünge, Anliegerkurven, Step-ups und andere Hindernisse. Fortgeschrittene Technik ist erforderlich, um sicher auf dem Mountainbike zu bleiben, wenn man den Trail bis ins Tal hinabfahren möchte. Die meisten Elemente können jedoch problemlos ohne Risiko überrollt werden.
Insgesamt macht der Haseltal-Trail richtig viel Spaß. Der Trail ist insgesamt naturgetreuer als der Kreuzberg-Trail und bietet daher eine willkommene Abwechslung. Man kann zwischen den verschiedenen Trails wählen oder sie nach Belieben kombinieren, was sich auch lohnt, um einen ganzen Tag hier zu verbringen.
Zusammenfassend ist der Haseltal-Trail ein empfehlenswerter Trail für alle Mountainbiker, die in der Region Spessart unterwegs sind und auf der Suche nach einer Herausforderung sind. Das Gebiet ist wunderschön und sehr großflächig, sodass es sich auch bei vielen Besuchern gut verläuft. Das urige Jagdhaus am Fuße des Trails, am Parkplatz Haselruhe, lädt jederzeit zu einem kühlen Getränk und regionalen Speisen ein.
Fort- und Weiterbildungen
Mountainbiken ist eine Sportart, die viel Können und Wissen erfordert. Eine kontinuierliche Weiterbildung und Verbesserung der eigenen Fähigkeiten ist daher entscheidend, um das Fahrvergnügen zu steigern und vor allem mehr Sicherheit auf den Trails zu gewährleisten. In unserer Region gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um sich weiterzubilden. Eine Option besteht darin, an Kursen und Workshops von professionellen Mountainbike-Schulen teilzunehmen, eine andere Möglichkeit wäre, einem Mountainbike-Verein beizutreten. Beide Optionen bieten Anfängern und Fortgeschrittenen unter Anleitung von erfahrenen Instruktoren die Möglichkeit, ihr Know-how in verschiedenen Bereichen wie Technik, Fahrstil oder Fitness zu verbessern.
Sowohl Mountainbike-Schulen als auch MTB-Vereine bieten nicht nur regelmäßige Touren und Veranstaltungen an, sondern auch Trainingsprogramme, Fortbildungscamps und Reisen. Durch die Teilnahme an solchen Angeboten können Teilnehmer ihr Mountainbike-Know-how erweitern und von den Erfahrungen der Trainer sowie der anderen Teilnehmer profitieren.
Ob du nun in einer Mountainbike-Schule oder einem MTB-Verein lernst, eines ist sicher: Wer regelmäßig an seinen Skills arbeitet, neue Techniken ausprobiert und sich regelmäßig in den Sattel schwingt, kann sein Gefühl für das Rad sowie sein Können und Wissen auf eine neue Stufe heben und somit ein noch intensiveres Fahrerlebnis auf den Trails erleben.
Schlusswort
Obwohl die Rhön keine Trails hat, die mit den Alpen vergleichbar sind, lässt sich hier problemlos der Leidenschaft des Mountainbikens nachgehen. Egal, ob man sich einen ganzen Sonntag am Kreuzberg oder in Bad Orb Zeit für das Hobby nimmt oder nach Feierabend eine schnelle Runde im heimatlichen Waldstück dreht – es gibt immer Möglichkeiten, auf seine Kosten zu kommen. Die Rhön bietet eine perfekte Balance zwischen anspruchsvollem Gelände und der Möglichkeit, die Natur zu genießen.
Und wenn wir ehrlich sind, ist es vielleicht sogar ganz gut so, dass die Rhön nicht als riesige Mountainbike-Region bekannt ist. So bleibt mehr Trail für uns übrig! 😊
Adrian Richter
Adrian ist leidenschaftlicher Mountainbiker und Outdoor-Enthusiast, der seit seiner Jugend auf zwei Rädern unterwegs ist. Die Herausforderungen und die Freiheit, die das Leben draußen bietet, haben ihn schon früh begeistert und seitdem lässt er keine Gelegenheit aus, neue Abenteuer zu erleben“
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