Sieben Tage habe ich in Island zusammen mit einer Freundin verbracht. Für ein so außergewöhnliches Land eigentlich zu wenig Zeit. Aber mit einem guten Plan im Gepäck kann man trotz der wenigen Tage jede Menge Abenteuer erleben. Wir haben Island in all seinen Facetten erlebt – vom schwarzen Sand über Wasserfälle und Gletschereis, vom Nebel über Regen und Sonnenschein. Was uns in dieser einen Woche so beeindruckt hat, möchte ich mit euch teilen.

Das aufgespannte Tarp für das Nachtlager
Das Lagerfeuer brennt
Aufgespanntes Tarb und die Hängematte

Tag 1:

Am Freitagabend hieß es, erst einmal ankommen und die Hauptstadt Reykjavik erkunden. Entlang der farbenfrohen Rainbowstreet gibt es viele kleine aufwendig dekorierte Geschäfte. Wir folgten der Straße bis ans Ende und wurden mit einem außergewöhnlichen Anblick auf die Hallgrimskirche belohnt. Schlussendlich landeten wir in einem Irish-Pub. So viel sei gesagt: Island ist teuer. Ein Bier in einer Bar kostet umgerechnet etwa 9€. Aber wir genossen unseren letzten Abend in geselliger Runde.

Tag 2:

Der Samstag sollte anstrengend werden. Wir haben uns vorgenommen, den Wanderweg namens Fimmvörðuháls zu begehen. Dieser Weg führt von dem Dorf Skógar an 26 (!) Wasserfällen und dem Gletscher des Eyjafjallajökull vorbei und endet in dem Tal Þórsmörk (Thorsmörk). Ein Bus brachte uns zu unseren Startpunkt Skógar und für einen kleinen Aufpreis auch das extra Gepäck wie unsere Schlafsäcke, Thermomatten und unser Zelt direkt zu unserem Ziel Thorsmörk. Um 10 Uhr sind wir angekommen und wurden direkt mit einem wunderbaren Anblick des ersten Wasserfalls begrüßt. Das machte Mut für die kommenden 25 km.

Entlang des Weges möchte man am liebsten alle 10 Minuten innehalten und immer wieder neue Wasserfälle bestaunen. Was wir auch getan haben, so kamen wir nur langsam voran.

Nach ungefähr drei Stunden veränderte sich die Landschaft zu einem Geröllfeld, dort machte sich der Anstieg nun richtig bemerkbar. Um über den Gletscher zu gelangen, muss man nämlich 900 hm überwinden und einen Abstieg von 1000 hm nach Thorsmörk bewältigen. Für zwei unerfahrene Wanderer wie wir es nun mal sind, hat das einiges abverlangt. Umso glücklicher waren wir, als wir nach nun 17 km und 800 hm unseren ersten richtigen Stopp auf einer kleinen Berghütte einlegen konnten –das zunehmend schlechte Wetter hat uns soweit voran getrieben. Nach einer einstündigen Pause ging es um 16 Uhr weiter. Der Gletscher kam uns jetzt mit jedem Schritt näher. Durch unsere Pause und unser langsames Tempo waren wir in dieser unwirklichen regnerischen Landschaft aus schwarzem Sand und Gletschereis die einzigen Menschen weit und breit. So konnten wir ungestört die faszinierende Landschaft genießen und uns den frischen Wind um die Nase wehen lassen. 

Das aufgespannte Tarp für das Nachtlager
Das Lagerfeuer brennt
Aufgespanntes Tarb und die Hängematte

Der Abstieg des Gletschers beanspruchte unsere Knie stark. Oft führt dort der einzige Weg über einen schlammigen und sehr steilen Abhang, wo wir wirklich aufpassen mussten, nicht abzurutschen. Deshalb kann ich euch nur raten: Eine gute Wanderausrüstung ist in Island ein absolutes Muss! Der Ausblick auf das Tal sollte für die Schmerzen entschädigen, nebelverhangen präsentierte sich dieses auf diese mystische Weise, wie aus einer der hier viel erzählten Sagen entsprungen.

Der Pfad führte immerfort durch eine grüne nebelige Landschaft. Doch umso tiefer wir in das Tal hinabstiegen, umso mehr Sicht wurde uns gewährt. Dadurch hielten wir immer wieder kurz an, um diese einzigartige Umgebung bewundern zu können.

Uns kam es nun so vor als würde der Campingplatz in Thorsmörk nie auftauchen, aber nach einiger Zeit und einen letzten Abstieg von einem Berg war es geschafft. Um 22:00 Uhr bauten wir innerhalb fünf Minuten unser Zelt auf und waren doch froh, uns an diesem beschwerlichen Tag keinen Zentimeter mehr bewegen zu müssen.

Therm-A-Rest Z-Lite Isomatte in der Hängematte
Schlafsack in Hängematte - die Nacht kann kommen
ein wärmendes und beruhigendes Lagerfeuer

Tag 3:

Am Sonntag war leider nur noch eine kurze Tour möglich, da der Bus zurück Richtung Reykjavik schon um 15 Uhr auf uns wartete. Ein guter Zeitpunkt, um uns von den Strapazen des Vortages zu erholen und Energie für die kommenden Tage zu tanken. Um 21 Uhr abends angekommen, freuten wir uns auf die nächsten Abenteuer, die wir nun unabhängig mit einem Mietwagen durchführen konnten.

Tag 4:

Wir haben uns von Montag bis Samstag einen Kleinwagen gemietet. Man sollte vorab wissen, dass es mit einem „normalen“ Auto in Island nicht erlaubt ist, auf Schotter- und Geländewegen den sogenannten „F-Roads“ zu fahren. Aber auch ohne einen 4×4-Geländewagen ist es möglich, einige interessante Orte in Island zu erkunden. So sind wir am Montag den Golden Circle abgefahren, eine absolut zu empfehlende Route, an der viele außergewöhnliche Orte liegen. So wie zum Beispiel das Naturschauspiel der Geysire und riesige Wasserfälle. Da ein solches Spektakel an jeder Ecke wartet, ließen wir uns treiben und blieben hier und da stehen. Wer längere Zeit in Island bleibt, sollte hierfür unbedingt ein paar Tage einplanen.

Tag 5:

Am Dienstag ging es mit dem Auto von Reykjavik in den Süden Islands. Auf dem Weg zu unserem Ziel, das kleine Dorf Vik, haben wir oftmals Halt gemacht, um weitere gewaltige Wasserfälle zu bestaunen, grandiose Blicke zu erhaschen und die unberührte Landschaft zu genießen. Obwohl das Wetter während unseres Aufenthalts in Island leider nicht immer mitspielte, wurden wir am Mittwochnachmittag bei unserer Besichtigung eines Gletschers, der „Glacier-Lagune“ und dem direkt anliegendem „Diamond-Beach“ mit gutem Wetter belohnt. Es bot sich eine einzigartige Szenerie. Große abgebrochene Eisfelsen des Gletschers trieben in die „Glacier-Lagune“ und von dort aus in das Meer. Dort angekommen wurden sie von den Wellen zurück an den Strand geschwemmt, wodurch der Strand seinen Namen erlangt. Am Abend erreichten wir unser Tagesziel Höfn.

Therm-A-Rest Z-Lite Isomatte in der Hängematte
Schlafsack in Hängematte - die Nacht kann kommen
ein wärmendes und beruhigendes Lagerfeuer

Tag 6:

Am Morgen erkundeten wir die Umgebung von Höfn, sind dann aber schon mittags Richtung Reykjavik zurückgefahren, wir hatten schließlich eine sechsstündige Autofahrt vor uns. Am Abend begingen wir einen für uns folgenschweren Fehler. In einem Anfall von Motivation entschieden wir uns direkt zu dem heißen Fluss „Reykjadalur“ hinaufzusteigen. Dieser Trip ist unter normalen Umständen absolut zu empfehlen. Doch wir kamen erst abends um 18:30 Uhr bei nebelverhangenem Wetter an. Als vorbildliche Wanderer wollten wir uns davon nicht abschrecken lassen. Schnell wurden wir vom Regen überrascht und kamen mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit und komplett durchnässt am heißen Fluss an. Kaum angekommen sind wir aus Sorge vor einer Erkältung den Berg eher runter gerannt als gewandert. Für den Auf- und Abstieg sind normalerweise drei Stunden einzuplanen, notgedrungen bewältigten wir die Tour in der Hälfte der Zeit.

Tag 7:

Nachdem wir am vorigen Tag sicherlich einen Streckenrekord aufgestellt hatten, gingen wir den letzten Tag wirklich entspannt an. Auf unsere Agenda stand nur ein Punkt: Die Blue-Lagune. Das ist ein sehr bekanntes, allerdings auch touristisch ausgelegtes Erholungsschwimmbad. Dort wird das Wasser durch mehrere 2000 m tief im Boden liegenden heißen Quellen aufgewärmt. Wenn auch die Blue-Lagune sehr erholend sein mag, ein Geheimtipp ist sie sicherlich nicht mehr. Daher raten wir sich eine Alternative zu suchen. In Island gibt es immer wieder kleine Schwimmbäder und Hot-Tubs mit warmen Quellen, in welchen die Einheimischen abends, oftmals mit einem Bier oder einem Wein in der Hand, entspannen.

Am nächsten Morgen brachte uns der Flieger wieder zurück in das „warme“ Deutschland.

Fazit:

Die Reise durch Island war aufregend, fantastisch schön und ein absolut perfekter Start in unser Weltreise Abenteuer.

Jeder Tag hielt seine eigenen Höhepunkte bereit. Die Landschaft ist absolut beeindruckend und man spürt wie an kaum einem anderen Ort, welche Kräfte hier in der Vergangenheit gewirkt haben und dies bis heute tun. So gewaltig und wunderschön die Landschaft geformt wurde, so bemerkbar macht sich dies auch im Wetter, welches sehr wechselhaft und unberechenbar ist. Das sollte aber nicht abschrecken. Mit der passenden Kleidung und ein wenig Glück wartet ein unerwartetes Highlight nach dem anderen. Für eine komplette Rundreise empfehlen wir einfach ein paar mehr Tage einzuplanen. So kann man auch mal einen regnerischen Tag im Hot-Tub aussitzen

Benjamin Klöppner

Durch den Kletterverein und mehrere Skiurlaube hat es sich wohl angebahnt, dass ich in meinen Urlauben immer viel von der Natur und dem Land sehen will. Für mich ist ein zweiwöchiger Aufenthalt in einen All-Inclusive-Hotel unvorstellbar. Jeder Urlaub ist ein neues Abenteuer, ein neues Land welches erkundet werden will.

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