Die portugiesische Insel Madeira liegt westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean. Die 57 Kilometer lange und nur etwa 22 Kilometer breite Insel vulkanischen Ursprungs wird auch gerne als Frühlingsinsel bezeichnet.
Im Norden der Insel regnet es häufig, der Süden ist dagegen subtropisch warm und es gibt endlose Bananen- und Zuckerrohrplantagen. Der Artenreichtum Madeiras hat der Insel auch den Beinamen Blumeninsel beschert.
Von den steil abfallenden Küsten, übers Hochmoor Paul da Serra bis zum höchsten Berg der Insel, dem 1862 Meter hohen Pico Ruivo, hat die Insel sehr viel zu bieten und gerade für Wanderer ist Madeira ein wahres Paradies.
Wer nicht gerade mit den großen Kreuzfahrtschiffen in der Hauptstadt Funchal anlandet, gelangt mit dem Flieger von Deutschland aus in etwa 4 Stunden auf die Insel. Es gibt einige Direktverbindungen von deutschen Flughäfen aus oder man fliegt zuerst nach Lissabon um von dort aus nach Madeira zu fliegen.
Viele lohnenswerte Wanderungen verlaufen entlang der weltbekannten Levadas. Levadas sind künstlich angelegte Wasserwege die sich über mehr als 2000 km über die ganze Insel erstrecken. Die ersten Levadas wurdem im 15 Jahrhundert angelegt.
Dieses System versorgt die steilen Plantagen mit Wasser aus den Quellen sowie dem regenreichen Zentrum mit den hohen Bergen in der Mitte Madeiras. Die Wege entlang der Levadas dienten der Instandsetzung der Kanäle.
Die Halbinsel SÃO LOURENÇO
Die Halbinsel mit den zerklüfteten Anstiegen und grandiosen Buchten, welche man beim Landeanflug auf Madeiras Flughafen in Santa Cruz überfliegt, ist wegen seiner Landschaft ein der beliebtesten Inseltouren auf Madeira.
Vom Parkplatz an der Bucht Baía d’Abra aus verläuft der Wanderweg zuerst auf Holzbohlen um dann zu steinigem Untergrund zu wechseln, der sich bis auf den höchsten Punkt der Tour durchzieht.
Trotz des felsigen Pfads und der ein oder anderen ausgesetzten Stelle kommen einem auf diesem Weg auch immer wieder Personen mit Sandalen oder sogar Flip-Flops entgegen. Nicht alles das man noch Frauen mit High-Heels antrifft.
An- und Abstiege wechseln sich immer wieder ab sodass die Wanderung nie langweilig wird.
Relativ zu Beginn hat man gleich die Möglichkeit in eine Bucht mit steinigem Strand abzusteigen. Wenige Meter nach dem Abzweig bietet ein Aussichtspunkt jedoch die spektakulärere Aussicht auf Madeiras Nordküste.
An der schmalsten Stelle, die nur wenige Meter breit ist, fallen die Felsklippen bis zu etwa 100 Meter steil in Meer. Von da an ist es nur noch ein kurzer Weg bis an die Casa do Sardinha.
Das letzte Highlight ist dann der 160 Meter hohe Morro do Sardinha dessen Anstieg sehr steinig ist. Aber der Ausblick von oben lohnt sich wirklich. Man erblickt die komplette Halbinsel, den Flughafen und die hohen Berge in Madeiras Zentrum.
Bei gutem Wetter hat man von dort auch einen tollen Fernblick auf die nördlich gelegene Insel Porto Santo sowie den etwas südöstlich gelegenen Desertas Inseln und dem nicht zu übersehenden Leuchtturm auf der Ilhéu do Farol.
Das Tal der Ribeira da Ponta do Sol
Die Levadawanderung im Tal der Ribeira da Ponta do Sol liegt auf der Südseite der Insel und führt in das schmale und tief eingeschnitte Tal. Man bewegt sich dabei aber nur auf der östlichen Seite auf zwei unterschiedlichen Höhen.
Der Weg kann in beiden Richtungen begangen werden. Die schönere Variante ist aber zuerst der unteren Levada zu folgen um dann am Ende des Tals über eine Treppe auf die obere Levadaebene aufzusteigen, welche in schwindelerregender Höhe wieder aus dem Tal heraus läuft.
Der Untergrund ist hier so abwechslungsreich wie die Pflanzenwelt, lässt sich aber sehr angenehm begehen. Ohne größere Höhenunterschiede überwinden zu müssen, folgt man der Levada weiter hinein ins Tal.
Nach etwa 5 Kilometern erreicht man eine Treppe die ca. 40 Höhenmeter überwindet. Wer möchte folgt noch dem Flussbett bergauf bis zur Quelle der Levada Nova, an dessen Weg man dann wieder aus dem Tal hinausgelangt.
Etwa 1 Kilometer, nachdem man nun der weiter oben im Tal gelegenen Levada folgt, biegt der Kanal in eine kleine Schlucht nach links ab und verläuft in einer kleinen Schleife direkt hinter einem Wasserfall entlang. Dieser hat sich eine richtige Rinne in den Fels gespült und donnert dort gewaltig in die Tiefe.
Kurz danach gilt es einen ca. 200 Meter langen Tunnel zu durchqueren. Hierzu sollte man ( wie auf den meisten Levadawanderungen ) immer eine Stirnlampe im Gepäck haben.
Auf den letzten Kilometern merkt man dann Stück für Stück, dass sich das Tal wieder öffnet und man erreicht den Ausstieg der Levada.
Durch den grünen Kessel ins Höllental
Eine der spektakulärsten Levadawanderungen beginnt an der „Casa do Abrigo„ in Queimadas. Das mit einem Strohdach bedeckte Gasthaus liegt auf knapp 900 Metern Höhe, und die Anfahrt hat es schon in sich.
Von hier aus lassen sich die Tour „Caldeirão Verde“ und die Tour in den Höllenkessel „Caldeirão do Inferno“ perfekt miteinander verbinden.
In vielen Beschreibungen fallen die Worte spektakulär, Abenteuertripp der Superlative, faszinierend! Und es wird einem nicht zu viel versprochen. Jedoch sollte man schwindelfrei und trittsicher sein. Der Weg entlang der Levada do Caldeirão Verde ist teilweise in die steil abfallende Felswand gehauen, und vor einem unfreiwilligen Absturz hält einen nur ein kleiner Zaun an diesen Stellen ab.
Eine Stirnlampe sollte im Ruckssack auch nicht fehlen, da einen hier mehrere zum Teil lange Tunnel erwarten und der Weg entlang der Levada wird teilweise recht schmal.
Der Kanal mit samt dem Wanderweg überquert im Tal der Ribeira dos Cedros eine Brücke und ein Wasserfall lässt auch nicht lange auf sich warten. Die Vegetation wird immer dichter und man hat wirklich das Gefühl sich immer weiter in einen Dschungel zu begeben.
Im Tal der Ribeira Grande warten einige kleine Tunnel auf die Wanderer. Die Ausblicke dazwischen auf die hohen Berge ringsum sind wirklich beeindruckend und man sollte sich ab und an Zeit nehmen und kurz innehalten. Einfach atemberaubend!
Dann steht man im grünen Kessel „Caldeirão Verde“ in dem ein Wasserfall ein kleines türkisfarbenes Becken füllt. Die Felswände Drumherum gehen senkrecht nach oben. Hier endet der erste Abschnitt.
Wenn man sich kurz gestärkt hat und evtl. sein Trinkwasser wieder aufgefüllt hat, folgt man dem Weg Richtung „Caldeirão do Inferno“.
Nach wenigen Minuten erreicht man eine Stelle an der der Weg entlang der Levada nicht passierbar ist und man muss kurz in ein kleines Becken absteigen um auf der anderen Seite wieder aufzusteigen.
In Sachen Aufstieg war das jedoch noch nicht alles. Wenig später folgt eine steile Treppe, die ca. 75 Meter weiter oben auf einen Tunnel stößt, in den verrostet Schienen einer alten Loren-Bahn hineinlaufen. Dieser Tunnel ist ganze 2,5 Kilometer lang und verläuft unter dem Pico Ruivo Massiv hindurch.
Direkt am Tunneleingang biegt man rechts ab und folgt der Levada auf einem betonierten breiten Stück mit Wasserbecken an dem einen ein Schild daran erinnert, das man hier nicht schwimmen soll. Auf knapp 1000 Höhenmeter etwas surreal.
Nun folgen mehrere Tunnel hintereinander. Und gleich am ersten Tunneleingang wird man wohl nicht ganz trocken ankommen. Direkt davor stürzt ein kleiner Wasserfall in die Levada. Die weiteren Tunnel sind dann zum Teil wieder sehr niedrig. Zur Abwechslung haben einige aber kleinere Fenster im Fels.
Und dann steht man plötzlich in der beeindruckenden Klamm der Ribeira Grande in die sich gleich zwei Wasserfälle ergießen. Über zwei kleine Stahlbrücken, die max. von 3 Personen gleichzeitig begangen werden sollen, gelangt man ans andere Ende. Lautes Getöse verschlingt fast jedes Wort.
Wer nicht genau hinschaut, könnte meinen dass die Tour hier zu Ende ist. In einer kleinen Nische versteckt sich jedoch ein weiterer kurzer Tunnel auf den noch 3 weitere folgen, bevor man endlich im Caldeirão do Inferno steht. An den gebogenen Felswänden läuft hier überall Wasser herunter.
Vom Boca da Encumeada auf die Rote Spitze
Der Pico Ruivo ist Madeiras höchster Berg und ragt ganze 1862 Meter aus dem Atlantik empor. Wer auf der Insel ist sollte sich eine Bergtour nicht entgehen lassen.
Wenn man vom Pass her aufsteigt hat die Tour, mit 13,7 Kilometern Länge und 1368 Höhenmetern im Aufstieg, schon alpinen Charakter.
An der Südküste kann man bei Sonnenschein starten während es am Encumeada Pass stürmt und regnerisches Wetter vorherrscht. Wer aber Glück mit dem Wetter hat kann die spektakulären Aussichten nach Currral das Freiras oder Ribeira Brava auf der Tour genießen.
Vorbei am Pico da Cabra ( 1575 m ) und dem Pico Ferreiro ( 1587 m ) verläuft der Weg hauptsächlich auf dem Kamm und schlängelt sich weiter ansteigend Richtung Pico do Jorge ( 1577 m ) den man nach etwa 5 km überquert.
Nach 7,3 Kilometern erreicht man nach einem steileren Abstieg die Weggabelung Boca das Torrinhas auf 1440 Metern gelegen. Von hier aus kann man nach Curral das Freiras oder nach Lombo do Urzal absteigen.
An manchen Stellen hat man einen perfekten Blick auf die höchsten Berge des Pico Ruivo Massiv. Dazu zählen der Pico das Torres ( 1853 m ) und der Pico do Arieiro ( 1818 m ) auf dessen Gipfel sich eine Radarstation steht.
Nach ca. 6 Std Aufstieg steht man dann endlich auf dem Dach Madeiras und man kann den Blick über das zerklüftetet Gebirge vulkanischen Ursprungs schweifen lassen. Vorbei an der Berghütte an der Flanke des Pico Ruivo geht es dann abwärts Richtung Achada do Teixeira, dem Endpunkt der Tour.
Im Märchenwald von Rabaçal
Vom Parkplatz Rabaçalauf der Hochebene Paul da Serra gelegen, geht es weit hinein ins Tal Ribeira da Janela. Hierbei lassen sich gleich 3 Touren gleichzeitig begehen. Die Levadawanderungen zum Risco Wasserfall und zur Levada der 25 Quellen zählen zu den schönsten Wanderungen auf ganz Madeira.
Kurz nach dem Forsthaus Rabaçalal beginnt dann die Levada do Risco. Nach etwa 20 Minuten Fußweg erreicht man dann den schmalen Kessel in dem sich der Risco Wasserfall ganze 100 Meter ins Tal stürzt. Gespeist wird der Wasserfall vom Lagoa da Vento oberhalb.
Man folgt dem Weg wieder zurück, bis man eine Treppe erreicht, die hinab zur Levada das 25 Fontes führt. Es geht weiter bergab ins Tal der Ribeira Grande wo man eine Steinbrücke überquert, bevor es auf der anderen Seite wieder aufwärts zum Kanal geht.
Faszinierende Bäume säumen den Weg und bilden ein tunnelartiges Geflecht über der Levada. Baumheide und Lorbeerbäume prägen auch hier das Bild an den steilen Hängen. Ca. 30 Minuten später erreicht man dann den Kessel der 25 Quellen.
Wer bis hier her gekommen ist sollte noch eine weiter Levadawanderung anschließen. Die Levada da Rocha Vermelha ist hier fast unberührt und man befindet sich abseits der Touristenschaaren. In aller Ruhe folgt man den Windungen ins Tal Ribeira da Janela. An einer Brücke quert man die Ribeira dos Cedros in der sich zwei Wasserfälle in die Steinbecken ergießen.
Am Eingang des Seixal Tunnel biegt man links ab. Einige Stellen entlang der Levada sind hier extrem ausgesetzt und wer nicht absolut trittsicher und schwindelfrei ist, sollte besser umkehren. Solche Stellen folgen bis zum Umkehrpunkt noch einige Male.
Letzte Kommentare