Heute morgen im Zug auf den Weg zu einem Termin ist es mir diese Saison zum ersten mal aufgefallen: Bodennebel. Im Grunde nix anderes als Kondensat und das führt uns direkt zum Thema Schwitzwasser. Das wird – gerade im Zusammenhang mit Luftvorzelten – immer wieder diskutiert. Gerade jetzt im Herbst kommt man dann morgens aus dem Wohnwagen oder dem Wohnmobil und sieht dicke Tropfen an der Zeltdecke hängen. Wenn es ganz heftig kommt, dann sind auch Pfützen auf dem Boden – gerade dann unangenehm, wenn dort Schuhe stehen oder gar Bücher liegen. Um Schwitzwasser zu vermeiden ist es wichtig zu verstehen, wie es entsteht. Eine Entwarnung gleich vorab: Schwitzwasser ist keine Luftvorzelt-typische Erscheinung, sondern sie ist unabhängig von der Gestängeart des Luftvorzeltes.

Wie entsteht Schwitzwasser?

Schwitzwasser ist immer dann, wenn ein Temperaturunterschied entsteht. In unserem Fall ist es in der Regel im Vorzelt wärmer als außerhalb. Damit ist auch klar, warum Nachts das meiste Schwitzwasser entsteht: die Zeltumgebung kühlt schneller ab, als das Zeltinnere.

Jetzt hat der Temperaturunterschied erst mal nix mit Wasserbildung zu tun. Der Zusammenhang wird klar, wenn man berücksichtig, dass warme Luft mehr Wasser in Form von Wasserdampf aufnehmen kann, als kalte Luft. Bedeutet, dass bei einer gleichen Menge Wasser in der Luft, die Luftfeuchtigkeit unterschiedlich hoch sein kann – abhängig von der Temperatur. Daher spricht man auch immer von der „relativen Luftfeuchtigkeit“. Es sind unterschiedliche Wassermengen in der Luft, wenn die relative Luftfeuchtigkeit 70% bei 20 Grad oder bei 30 Grad beträgt.
Solange die relative Luftfeuchtigkeit nicht 100% erreicht, ist das Wasser in der Luft unsichtbar. Kühlt sich nun die Luft ab, so steigt die relative Luftfeuchtigkeit an. Erreicht sie 100%, so kondensiert der nun übermäßige Wasserdampf und wird zu Wasser. Dies passiert natürlich überwiegend in den Bereichen eines Vorzeltes, in dem die warme Luft (innen) der kalten Luft (außen) am nächsten kommt, denn dort kühlt die Luft am stärksten ab. Dies ist in erster Linie das Dach und in zweiter Linie die Wände. Das auskondensierte Wasser schlägt sich am Dach oder an der Wand nieder und bildet dort diese Tropfen.

Wie kann man Schwitzwasser nun vermeiden?

Grundsätzlich ergeben sich daraus nun zwei Möglichkeiten Schwitzwasser zu verhindern bzw. zu reduzieren:

  • Temperaturunterschied minimieren = Lüften

    Je geringer der Temperaturunterschied, desto geringer die Kondensation, da die Luft kaum abkühlen kann. Den Temperaturausgleich erreicht man am besten durch Lüften. Viele Zelte enthalten eine Art Zwangsentlüftung: hier sollte man sehen, dass diese frei sind und die Luft gut aus dem Zelt kann. Gerade bei Wetter mit starker Nachtabkühlung sollte man das noch unterstützen. Das geht durch das (teilweise) entfernen der Windschürze oder das öffnen eines Fensters oder eines Teils eines Fensters über Nacht. Hier kann man sich vieles Überlegen – auch Stoßlüften vor dem Schlafengehen hilft, aber man muss bedenken, dass die niedrigsten Temperaturen in der Regel in den frühen Morgenstunden erreicht werden und es so auch über Nacht zu weiterer Abkühlung kommt.Eine weitere – wenn auch nicht sehr Energie-effiziente – ist das dauerhafte beheizen des Vorzeltes. Lässt man einen Heizlüfter die Nacht durchlaufen, dann wird die Temperatur auf einem Niveau gehalten, dass keine Feuchtigkeit auskondensiert. Wie gesagt: das soll hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden – energetisch ist es natürlich definitiv nicht zu empfehlen. Bedeutet aber auch: solange man das Vorzelt nutzt und dabei heizt, wird es kein (oder kaum) Kondenswasser geben, da die Temperatur fortlaufend über dem Taupunkt (= Temperatur bei der die Sättigungsgrenze erreicht ist) gehalten wird.

  • Wassergehalt in der Luft minimieren

    Auch hier hilft im täglichen Betrieb das Lüften weiter: lässt man kühle Luft in das Vorzelt, so enthält diese weniger Wasser als wärmere Luft. Dadurch sind die relative Luftfeuchtigkeit und die Temperatur kann stärker fallen, ohne das Wasser auskondensiert. Aber hier gibt es noch viele Quellen! Wer abends mit mehreren Personen lange im Vorzelt sitzt, evtl. mit Hunden, der wird einiges an Feuchtigkeit an die Luft abgeben. So gibt eine vierköpfige Familie innerhalb von 24h insgesamt 10 bis 15 Liter ab. Auch Kochen im Vorzelt setzt einiges an Feuchtigkeit frei. Starker Regen der am Rand den Boden feucht macht sorgt auch für viel Feuchtigkeit im Zelt. Dies gilt auch, wenn man im Regen oder auf einer durchnässten Wiese aufbaut. An all diesen Stellen kann man ansetzen! Natürlich sollen nun nicht weniger Personen im Vorzelt sitzen – aber am Ende hilft: lüften. Wenn der gesellige Abend zu Ende geht, dann empfiehlt es sich noch mal kräftig durchzulüften.Man kann auch beim Aufbau schon etwas darauf achten, nicht am Abend aufzubauen, wenn die Wiese schon wieder klamm wird, sondern dann lieber am nächsten Tag am späten Vormittag, wenn es getrocknet ist.Auch eine Plane – wenn möglich wasserdicht – minimiert die Feuchtigkeit im Zelt und damit das Potenzial für Schwitzwasser. Wasser was sich nach dem Aufbau im Vorfeld befindet braucht lange, bis es abgetrocknet ist. Zusammenfassend kann man sagen: Wassergehalt in der Luft minimieren und Temperaturdifferenzen vermeiden. Einfachstes und bestes Mittel ist lüften, lüften, lüften. Gerade in den Übergangsjahreszeiten sollte man sehen, dass man das beherzigt, denn hier ist die Bildung von Schwitzwasser am stärksten.

Warum hatte ich in meinem letzten Vorzelt kein oder weniger Schwitzwasser?

Das kann viele Ursachen haben. Eine davon ist sehr banal: Wir können beobachten, dass Luftvorzelte wesentlich öfter auf- und abgebaut werden, als Stangenvorzelte. Das bedeutet: an kurzen Trips im Herbst oder über ein Wochenende wird das Zelt aufgebaut. Stangenzelte sind da oft in den Taschen geblieben. Dadurch steigt natürlich die Chance auf Schwitzwasser ebenso. Wichtiger ist aber ein anderer Grund – und der ist in der Historie der Luftzelte zu suchen. Sie wurden entwickelt, um den Auf- und den Abbau von Vorzelten einfacher zu machen und das hat die größte Relevanz bei Zelten die häufig auf- und abgebaut werden sollen. Dies sind Reisevorzelte. Es geht also um schnellen Auf- und Abbau verbunden mit leichtem Gewicht und nach Möglichkeit einem recht günstigen Preis. Dies erreicht man in der Regel mit Polyestergewebe mit beidseitiger PU-Beschichtung – deswegen sind die meisten Luftvorzelte auf dem Markt eben genau aus diesem Material.  Der Nachteil: die PU-Beschichtung ist wasserdicht und wasserabweisend. Kommt Feuchtigkeit auf, so perlt sie schön ab. Was einen auf der Außenseite freut wie bei einem frisch polierten Auto führt auf der Innenseite zu dem Schwitzwasser! Im Bereich der Stangenvorzelte die für längere Aufenthalte konzipiert wurden, gibt es andere Materialen die auf der Außen- und der Innenseite unterschiedliche Beschichtungen aufweisen. So erreicht man Wasserdichtigkeit von außen, kombiniert mit unterschiedlicher UV-Resistenz und Wasseraufnahmefähigkeit auf der Innenseite. Wenn man in diese Vorzelte kommt und mit der Hand über die Innenseite des Daches streicht fühlt es sich „textiler“ an. Diese Innenseite ist in der Lage Feuchtigkeit aufzunehmen und so zu sagen zu speichern. Dabei entstehen keine Tropfen, sondern der Himmel saugt die Feuchtigkeit so zu sagen auf. Natürlich bleibt das nicht so, denn sonst würden – wie bei einem Schwamm – irgendwann die Saugfähigkeit zu Ende gehen. Erwärmt sich das Zelt wieder von innen, gibt der Himmel die Feuchtigkeit wieder in Form von Wasserdampf in das Zelt ab. So wird Tropfenbildung effektiv vermieden. Der Nachteil dieser Materialien: höherer Preis, höheres Gewicht und längere Trocknungsdauer und damit Anfälligkeit gegen Stockflecken.

Was bringt der Innenhimmel bei Luftvorzelten?

Der Innenhimmel, der für viele Luftvorzelte als Zubehör erworben werden kann, soll diesen Effekt simulieren. Er wird in das Dach gespannt und besteht auch aus Feuchtigkeitsaufnehmenden Material. Der Effekt ist der Gleiche: Feuchtigkeit die am Himmel kondensiert wird aufgenommen, ebenso Feuchtigkeit die am Zeltdach kondensiert und heruntertropft. Über den Tag trocknet der Himmel wieder – gibt also die Feuchtigkeit an die Luft im Zelt ab. Der Innenhimmel ist also ein echtes Hilfsmittel und empfiehlt sich auch jeden Fall bei Reisen mit dem Luftvorzelt in der Vorzelt-Heizperiode. Die Innenhimmel benötigen aber auch eine gewisse Aufmerksamkeit, da sie eben auch länger brauchen, um zu trocknen und anfällig gegen Stockflecken sind. Es empfiehlt sich also den Innenhimmel beim Abbau herauszunehmen und gesondert zu trocknen. Glücklicherweise ist das auch deutlich einfacher als das ganze Zelt zu trocknen.

Zusammenfassung: Verliert Schwitzwasser im Luftvorzelt seinen Schrecken?

Schwitzwasser ist kein Luftvorzelt-spezifisches Problem und tritt grundsätzlich in allen Vorzelten auf. Helfen kann man durch Feuchtigkeitsminimierung und eine Reduzierung der Temperaturunterschiede zwischen innen und außen. Das beste Hilfsmittel für beides: lüften! Wenn man das berücksichtigt, wird man mit Schwitzwasser keine großen Probleme haben!

Wolf-Steffen Schau

Wolf-Steffen Schau

doorout.com

Geprägt durch frühkindliche Campingerfahrung in Zelt und Wohnwagen, dennoch kam der Rückfall spät und überraschend. Hat den Hang, sich in Dinge hinein zu steigern und dabei einen regelrechten Wahn zu entwickeln. Liest seit 3 Jahren durchschnittlich 5 Camping-Fachzeitschriften pro Monat und würde am liebsten alles an den Wohnwagen schrauben, was ihm in den Sinn kommt. Wird hierbei nur vom zulässigen Gesamtgewicht und dem Budget gebremst – aber natürlich von der neuen AL-KO AAA Premium Brake!
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