Der Kammweg
Auf historische Pfade sollte uns unsere letzte Wanderung in der diesjährigen Pfingstwoche führen. Bereits 1904 eröffnet, war der knapp 289 Kilometer lange Fernwanderweg Kammweg durch die heutigen Bundesländer Sachsen und Thüringen bis zum Zweiten Weltkrieg der längste Wanderweg in Deutschland. Bedingt durch die politische Teilung Europas war der Weg über Jahrzehnte von Westen aus so gut wie nicht zugänglich.
Erst nach dem Ende des Eisernen Vorhangs ab 1990 wurde die landschaftlich so reizvolle Strecke durch die Böhmische Schweiz sowie entlang der Kammlinien von Elster-, Erz- und Lausitzer Gebirge, Jeschken-, Iser- und Riesengebirge sowie Glatzer Schneegebirge und Altvatergebirge wieder für alle erreichbar. Seit 2011 kann man auf deutscher Seite den neu ausgeschilderten Kammweg durch das Erzgebirge und das Vogtland wieder begehen. Im Folgenden schildere ich die Höhepunkte unserer Wanderung für alle interessierten Gleichgesinnten.
Die Etappen des Kammwegs
Kammweg Etappe 1: Von Geising nach Holzhau
Der Startpunkt unserer Wanderung war der Bahnhof von Altenberg-Geising nahe der tschechischen Grenze. Der Aufstieg zum 824 Meter hohen Geisingberg wurde uns mit fantastischer Fernsicht bis nach Dresden und in die Sächsische Schweiz verschönt.
Weiter ging es über den Lugsteinweg bis nach Rehefeld-Zaunhaus, durch das Naturschutzgebiet Hemmschuh bis nach Neurehefeld, wo wir das Eisenbahnmuseum besichtigten. Nach einer kurzen Rast an der Fischerbaude in Holzhau sanken wir müde, aber zufrieden in unseren Betten im ehemaligen, heute modern renovierten Betriebsferienheim.
Länge: 24,5 km
Kammweg Etappe 2: Von Holzhau nach Sayda
Nach einem kräftigen Frühstück führte uns der Weg am nächsten Morgen am Waldrand mit Sicht auf das Muldental über den Bahnhof Rechenberg bis nach Rechenberg-Bienenmühle. Dort statteten wir dem Sächsischen Brauereimuseum und dem Flößerhaus im Ortskern einen kurzen Besuch ab.
Bevor wir im Hotel Kreuztanne an der Alten Poststraße in Richtung Sayda zu Mittag aßen, besichtigten wir noch das Landwirtschafts-und Mühlenmuseum in Friedebach.
Länge: 12,5 km
Kammweg Etappe 3: Von Sayda nach Seiffen
Gut gesättigt führten wir unseren Weg weiter in Richtung Neuhausen über die König-Friedrich-August-Höhe und durch den Fichtenhochwald bis zur Schutzhütte fort. Mit Blick auf Neuhausen erreichten wird das dortige Glashüttenmuseum, warfen einen Blick auf Schloss Purschensteinund besuchten auch noch das Nussknackermuseum.
Unsere nächste Station war das Berggasthaus auf dem Schwartenberg, bevor wir unser Etappenziel, das Spielzeugdorf Seiffen, erreichten.
Nach einem Rundgang durch den Ort und einem Besuch im Erzgebirgischen Spielzeugmuseum absolvierten wir noch den Lehrpfad zur Bergbaugeschichte und besichtigten die Seiffener Barockkirche, um dann unser Nachtquartier im Camping- und Ferienpark Regenbogen zu beziehen.
Länge: 10 km
Kammweg Etappe 4: Von Seiffen nach Olbernhau
Ausgeruht und guter Dinge folgten wir am nächsten Tag dem Kammweg bis zum Waldrand an der Spitzbergkreuzung. Über den Sielen-, Ringel- und den Wettinweg ging es weiter über Hirschberg in Richtung Olbernhau.
Nach dem malerischen kleinen Ort Grünthal kamen wir schließlich zum imposanten metallurgischen Museumskomplex Saigerhütte, wo wir uns die Schauwerkstätten ansahen und dem Bergbaulehrpfad folgten sowie im Wirtshaus ein herzhaftes Mittagessen genossen. Spontan entschlossen wir uns, an die relativ kurze Etappe eine weitere anzuhängen.
Länge: 11,5 km
Kammweg Etappe 5: Von Olbernhau nach Kühnhaide
Am Hüttenteich des Denkmalskomplexes Saigerhütte vorbei liefen wir weiter auf dem Sedanweg in Richtung Rübenau und Rothenthal bis zum Aussichtspunkt Stößerfelsen, wo wir eine kleine Rast einlegten.
Über den Neulsweg ging es dann bis zur Streusiedlung Rübenau, vorbei am Hirschberg und durch den Hochwald am Lehmheider Teich. Die Tagestour führte uns weiter auf dem Grenzweg bis nach Kühnhaide, wo wir uns kurz umsahen, um dann doch etwas erschöpft unsere schöne Unterkunft im Erholungsort Pobershau zu beziehen.
Länge: 20,6 km
Kammweg Etappe 6: Von Kühnhaide nach Satzung
Ausgeschlafen und frisch geduscht folgten wir am nächsten Morgen dem künstlichen Wasserkanal „Grüner Graben“ aus dem 17. Jahrhundert durch das Naturschutzgebiet Schwarzwassertal und dem Neubrückenweg bis zum aufwendig renaturierten Moor- und Torfstichgebiet „Wirtsgarten“.
Von oben hat man bei gutem Wetter mitunter Sicht bis zum Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, für das leibliche Wohl sorgt das Berggasthaus. Von unserem gestrigen „Marathon“ noch etwa mitgenommen, verbrachten wir auch die Nacht auf dem erloschenen Vulkan im Erzgebirgskreis.
Länge: 14 km
Kammweg Etappe 7: Von Satzung nach Bärenstein
Unsere erste Station am kommenden Morgen war der Rastplatz Lustiger Hans. Weiter ging es über Schmalzgrube durch das Pressnitztal und den Ort Schlössel auf dem Dürrenberg.
Nach einer gehaltvollen Stärkung im Gasthof Brettmühle ging es entlang des Pöhlbaches bis zum Pöhlagrund mit dem gleichnamigen Gasthof. Im gemütlichen Hotel Fichtenhäusel ließen wir die Eindrücke des Tages langsam sacken und den Abend gemächlich ausklingen.
Länge: 22,5 km
Kammweg Etappe 8: Vom Bärenstein zum Fichtelberg Kurort Oberwiesenthal
Kurz nach Sonnenaufgang am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zur Talsperre Cranzahl, wo wir auf der Toskabank eine erste Ruhepause einlegten. In Richtung Kretscham-Rothensehma ging es dann zum Gelben Weg und Waldlehrpfad des Staatsbetriebs Sachsenforst und über den Fürstenweg bis zum Erlebnispfad Bimmelbahn.
In dem traumhaft gelegenen staatlich anerkannten Luftkurort besichtigten wir das sehenswerte Regionalmuseum Wiesenthaler K3 und bezogen schließlich am frühen Abend unsere schönen Zimmer in der ruhig gelegenen Pension „Am Zechengrund“.
Länge: 18,5 km
Kammweg Etappe 9: Von Oberwiesenthal nach Rittersgrün
Nach dem Frühstück und einem ausgedehnten Spaziergang über das Fichtelberg-Gipfelplateau folgten wir dem Kammweg bis zum Rastplatz Bächelhütte. Auf dem Börnerweg ging es zunächst in das Naturschutzgebiet Börnerwiese und weiter auf dem Klingenbachweg bis zur Häusergruppe Zweibach.
Auf dem Wettinplatz in der Siedlung Ehrenzipfel lässt es sich hervorragend rasten, über den Reitsteig gelangten wir zur Schutzhütte mit tollem Blick auf den Ausflugs- und WintersportortRittersgrün.
Dort angekommen besuchten wir das Sächsische Schmalspurbahnmuseum im stillgelegten Bahnhof, machten einen Spaziergang zum spätbarocken Rockstrohgut und besichtigten den Ernst-Thälmann-Ehrenhain am Ortsausgang, bevor wir unseren Weg fortsetzten.
Länge: 14 km
Kammweg Etappe 10: Von Rittersgrün nach Johanngeorgenstadt
Nach dem Aufstieg auf den Fritschberg ging es über den Mückenbachweg zur Waldsiedlung Halbemeile und weiter bis zum Flächennaturdenkmal Himmelswiese, in dem sich seltene Schmetterlinge und Insekten tummeln.
Über den Anton-Günther-Lehrpfad und Pachthaus liefen wir über die über die Schwarzwasser-Brücke bis in die „Stadt des Schwibbogens“ Johanngeorgenstadt, wo wir den Schillerbrunnen auf dem Marktplatz bewunderten und nach einem späten Abendessen in unsere bequemen Betten in der kleinen, aber sehr gemütlichen Wander- und Sportpension „Edelweiß“ fielen.
Länge: 10 km
Kammweg Etappe 11: Von Johanngeorgenstadt nach Weitersglashütte
Nach einer morgendlichen Besichtigung des Schaubergwerks Glöckl gelangten wir über den Ziegelhüttenweg und die Eisenstraße auf den idyllischen Lehrpfad Steinbachtal.
Vor dem Parkplatz Sauschwemme bewältigten wir den anspruchsvollen Aufstieg auf den Auersberg, auf dessen Gipfel wir die tolle Sicht vom Aussichtsturm genossen und den reizvollen Bergwaldgarten durchstreiften. Über Serpentinen durch dichten Buchenwald ging es bis nach Wildenthal.
Weiter auf dem Flößholzzechenweg erreichten wir den Altbergbaustandort „Alter Fritz“ und den kleinen Ortsteil Weitersglashütte der Stadt Eibenstock. Nach einem Abstecher in das romantische Naturschutzgebiet Hochmoor Großer Kranichsee kehrten wir dorthin zurück, um im Gasthaus Talsperre zu übernachten.
Länge: 19,5 km
Kammweg Etappe 12: Von Weitersglashütte nach Mühlleithen
Nach einem Besuch der Trinitatiskirche Carlsfeld machten wir eine Tour über den 3-Talsperren-Wanderweg und folgten danach wieder dem Kammweg über den Schneehübel in Richtung Morgenröthe-Rautenkranz bis in das Naturschutzgebiet Drei Bächle.
Ein Besuch der Deutschen Raumfahrtausstellung war natürlich auch für uns Pflicht. Unser Nachtquartier bezogen wir nach einer guten Stunde Marsch im Wintersportort Mühlleithen.
Länge: 14 km
Kammweg Etappe 13: Von Mühlleithen nach Schöneck
Von Mühlleithen liefen wir auf dem Lehrpfad bis zum ehemaligen Naturschutzzentrum Winselburg über den Köhlermeiler bis zum Besucherbergwerk „Grube Tannenberg“ und zum Vogtländisch-Böhmischen Mineralienzentrum.
Parallel zu den Bahngleisen der Vogtlandbahn folgten wir dem Wanderpfad bis zum Sägewerk Schöneck, passierten die Muldenquelle und erreichten unser Etappenziel, den IFA-Ferienpark Schöneck.
Länge: 15 km
Kammweg Etappe 14: Von Schöneck nach Eichigt
Ohne viel Zeit zu verlieren, setzten wir unseren Weg in Richtung Wohlbach fort und wanderten mit Blick auf Gunzen bis zum Pfarrwald.
Vorbei am Geburtshaus des Karikaturisten Erich Ohser (e.o.plauen) folgten wir dem Waldweg bis nach Eichigt, wo wir uns im Naturbad erfrischten und anschließend in der Gaststätte „Blechnapf“ unser Quartier für die Nacht bezogen.
Länge: 22 km
Kammweg Etappe 15: Von Eichigt ins Burgsteingebiet
Nach der Wanderung durch den Wald vor Tiefenbrunn im Schutzgebiet „Grünes Band“ rasteten wir am Weißen Steines und bestiegen danach den Platzerberg.
Über den Weiler Haselrain gelangten wir nach Bobenneukirchen, zur Talsperre Dröda und bis nach Engelhardtsgrün.
Weiter ging es über die Vorsperre Ramoldsreuth und die Auenlandschaft am Weißigbach bis zum Anwesen von Schwarzenreuth und zum Etappenziel des Wanderparkplatzes an den Burgsteinruinen.
Nachdem wir die Burgsteinruinen aus dem 15. Jahrhundert besichtigt hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft im historischen Gasthof Ruderitz bei Weischlitz.
Länge: 20,5 km
Kammweg Etappe 16: Vom Burgsteingebiet nach Hirschberg
Am vorletzten Tag unserer Wanderung auf dem Kammweg durchquerten wir zunächst das märchenhafte Kemnitzbachtal und legten an der Kienmühle eine erste Rast ein. Über die Unterkemnitzmühle und die Anhöhe vor Gutenfürst ging es zum lokalen Haltepunkt der Vogtlandbahn und weiter oberhalb des Dreifreistaatensteins bis nach Gebersreuth.
Weiter ging es bis zum Museum für Gerberei- und Stadtgeschichte in Hirschberg. Nach unserem Besuch dort ließen wir es uns in der Gaststätte und Pension „An der Lohmühle“ schmecken und verbrachten auch die Nacht dort.
Länge: 23 km
Kammweg Etappe 17: Von Hirschberg nach Blankenstein
Etwas wehmütig und nostalgisch, am Ende unserer Reise angekommen zu sein, aber doch auch glücklich, ohne Probleme alle Etappen absolviert zu haben, machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Sparnberg.
Nachdem wir auch Pottiga in Thüringen passiert hatten, machten wir noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt am Wachhügel, bevor wir weiter bis nach Blankensteinzogen. Hier besichtigten wir die Schlossruinen und den Aussichtspunkt „Hochzeitskorb“ mit tollem Blick auf das Saaletal.
Nach ein paar Erinnerungsfotos am „Drehkreuz des Wanderns“ am Selbitzplatz machten wir uns mit Leihrädern noch auf in das Höllental im Frankenwald und das Muschwitztal, bevor wir uns um viele Eindrücke reicher auf den Heimweg machten.
Länge: 13,5 km
Der Kammweg ist 289 Kilometer lang und führt durch Sachsen und Thüringen. Er kann in 17 Etappen absolviert werden, die leicht bis mittel eingestuft werden. Entlang des Weges gibt es sehr viele Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel das Weihnachtsdorf Seiffen.
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